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Kino - dafür werden Filme gemacht

Anatomie 2

05.02.2003 Residenz (Bückeburg)

Es war leicht am fieseln, als ich gen Bückeburg fuhr. Doch schon "unterm Berg" war die Straße komplett weiß und je weiter ich nach Norden Richtung Niedersachsen kam, desto dicker wurde die Schneedecke auf der Fahrbahn. In Bückeburg selbst war dann tiefster Winter! Und zu diesem mehr als wundersamen Wetter gesellte sich auch noch der Ausfall der Heizung meines Wagens :-( Da sollte die Resi-Crew mir schon einen richtig guten Film vorsetzen, damit mir wieder warm wurde. Ähnlich dachten wohl auch viele andere Besucher und blieben der Sneak gleich komplett fern, denn der Saal war beim Öffnen des Vorhangs höchstens zur Hälfte gefüllt ...

Zum Inhalt ...

Jo (Barnaby Metschurat) hat das Leben im Pott und das Fußballspielen satt. Er ist ein ehrgeiziger junger Arzt und sucht sich seine erste Praktikumsstelle in der Hauptstadt Berlin. Nicht zuletzt die fortschreitende Muskellähmung seines jüngeren Bruders bestärkt ihn in seinem idealistischen Wunsch nach Forschung und Entwicklung neuer Heilmethoden. Doch in Berlin wird er sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Er wird dem konserativen Dr. Schinder zugeteilt und macht Dienst nach Vorschrift. Doppelschichten und 0815-Behandlungen desillusionieren Jo.

Doch nachdem er nicht ganz legal einem jungen phillipischen Mädchen mit einer Not-OP hilft, wird der Elite-Arzt Dr. Müller-Larousse (Herbert Knaup) auf ihn aufmerksam. Müller-Larousse hat eine Gruppe junger Ärzte um sich gescharrt, welche die hippokratischen Grundsätze ziemlich weit dehnen, um dem medizinischen Fortschritt auf die Sprünge zu helfen. Jo ist begeistert als er zu einem ihrer Treffen eingeladen wird. Schnell erwirbt er das Vertrauen der anderen und wird in die Projekte eingeweiht: künstliche Muskeln mit 400%iger Leistungssteigerung gegenüber den "Originalen" ...

Hmm ...

Schnitzelwochen im Residenz. Bereits das dritte Mal in Folge versorgt das Kinocenter das Publikum mit Werken aus der (vermeintlichen) Horrorecke. "Anatomie 2" sollte richtig doll blutig werden wurde ein paar Wochen vorher schon angekündigt. Und tatsächlich drängte der Trailer den Film auch ein bißchen in diese Ecke. Und der Anfang des von Stefan Ruzowitzky inszenierten zweiten Teils der Kittelgeschichte fängt auch ganz manierlich an. August Diehl kommt - genauso bleich wie er in "23 - Nichts ist wie es scheint" die Bühne verlassen hat - auf die Leinwand und klagt Dr. Müller-Larousse eindrucksvoll an.

Danach wird erstmal ein Gang zurückgeschaltet und die Geschichte vorbereitet. Barnaby Metschurat bekommt Gelegenheit Jos Beweggründe deutlich zu machen und der Alltag in der Klinik präsentiert sich in schnellen, hektischen Schnitten. Das ist bildtechnisch recht interessant gemacht. Nach ein bißchen hin und her kommt endlich der eigentliche Plot zum tragen und die Anti-Hippokraten geben sich zu erkennen. Leider ist keiner der Schauspieler nur halbwegs Willens (oder in der Lage?) ein bißchen Glaubhaftigkeit zu vermitteln oder der Rolle Tiefe zu geben. Heike Makatsch guckt glubschäugig in die Welt, darf aber ihren drehbuchgerecht vernarbten Körper ein paar Mal ganz nett ins gelb-trübe Licht rücken.

Auch der Rest der Logen-Bande gibt nicht mehr her als wirre Klischeeforscher. Allen voran hat mich dabei Roman Knizka als Hagen mit Hornbrille genervt. Kann man für Overacting eigentlich verklagt werden? Seine Kumpane machen ihre Sache jedoch auch nicht besser und hampeln von Muskelmann bis banger Softie (Frank Giering als Sven) durch's Bild. Allein Herbert Knaup gibt den größenwahnsinnigen Dr. Larousse ganz manierlich und ernsthaft. Wenn dann wenigstens die erhofften Schockeffekte halten würden, was der Trailer verspricht ... leider ist auch hier nicht mehr als ein laues Lüftchen zu spüren. Wo man bei "Ghost Ship" noch ordentlich zusammenzuckte, ist bei "Anatomie 2" nicht mehr als ein heiseres "Huch" drin.

Was den Film für mich dann doch noch gerettet hat, war der technische Aspekt der Geschichte, der zwar medizinisch hanebüchen sein mag, für mich als absoluten Laien aber recht interessant erzählt wurde. Außerdem bin ich ein bißchen Sci-Fi meist nicht abgeneigt und ein wenig in Richtung Robotergeschichten geht das Ganze ja schon. Da der Set auch noch hübsch düster und kalt eingerichtet war und die Musik das Geschehen passend untermalte, liefert der Film also ein irgendwie unausgegorenes Mischmasch aus mittelmäßigem bis übertriebenem chargieren und gelungener Technik-Optik.

Durchschnittliche Hausmannskost aus deutschen Landen.

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