Preview Zeit im November. Mit der letzten Preview von Contact haben mich die Astoria-Verantwortlichen ja mehr als verärgert. Aber: Curiosity killed the cat. Und so stand' ich mit 2 Freunden um 22.15 Uhr natürlich wieder ganz vorn an der Absperrung zum Eingang. Wir hofften eigentlich auf 'The Peacemaker' oder ganz vielleicht 'Alien IV', weil uns einfach nicht nach intellektueller Kost war. Aber auf den Vorschaumonitoren liefen Meisterwerke wie 'Comedian Harmonists'. Da schauderte uns ...
Nachdem wir uns jeder wieder eine Produktionsfirma bei den Trailern gemerkt hatten, stand nach der Einblendung des PolyGram Logos fest, daß 'The Game' gepreviewed werden würde. Prima, muß' ich am 19.11. doch nicht nach Bochum!
Nicholas Van Orton (Michael Douglas) ist ein schwerreicher und ob dessen auch reichlich arroganter Investmentbanker. Seine Umgebung würdigt er, wenn es gut läuft, mit Nichtbeachtung. Mündlich übermittelte Gratulationen zum Geburtstag werden von seiner Sekretärin beantwortet und Lächeln kennt er nur aus dem Fernsehen. Sein bester Freund ist sein Handy und der einzige Mensch der auch mal ein privates Wort zu hören bekommt, ist seine treue Küchen- und Hausgehilfin. Die arbeitete erst für Nicholas Vater und hütete das riesige Haus und nach dessen Selbstmord genau an seinem 48. Geburtstag, auch für Nicholas selbst. Geschieden von seiner Frau Elisabeth ist Nicholas am Abend eher gelangweilt und einsam, auch wenn er das niemanden - nicht einmal sich selbst - eingestehen würde. In dieser Situation erreicht ihn der Anruf seines Bruders Conrad (Sean Penn), der ihn anläßlich Nicholas Geburtstags zum Essen einlädt. Nach einigen eher kühlen, hingeworfenen Sätzen, überreicht Conrad ein Geschenk. Es ist eine stilvoll geschmückte Karte einer Freizeit-Firma. Die 'Custumer-Recreation-Services' bieten Unerhaltung abseits des üblichen. Eindringlich bittet Conrad Nicholas dieses Geschenk zu nutzen. Doch dieser ist skeptisch und denkt an soetwas wie einen Hostessenservice. Die Neugierde behält aber die Oberhand und am nächsten Tag findet sich Nicholas in den Büros der CRS wieder. Nach einer kurzen Info durch den Vertriebsleiter Jim Feingold (James Rebhorn) über die Modalitäten des von der CRS angebotenen Spiels unterzieht sich Nicholas einigen psychischen und physischen Test, die eigentlich mit maximal 2 Stunden veranschlagt waren, im Endeffekt aber fast den ganzen Tag dauerten. Danach wird er ziemlich komentarlos nach Hause geschickt. Man würde sich bei ihm melden ... Die nächsten Tage passiert nichts, bis sich plötzlich abends der Nachrichtensprecher, während der Verkündung der letzten News, an Nicholas persönlich wendet und offensichtlich auch sehen kann, wie dieser reagiert! Ein wenig irritiert und leicht verunsichert begibt sich Nicholas am nächsten Morgen außer Haus und stellt schon nach recht kurzer Zeit fest, das Dinge um ihn herum passieren, die er so nicht geplant hat. CRS hat offensichtlich begonnen, seine Zeit zu gestalten ...
Ich freute mich riesig, als ich merkte, daß 'The Game' laufen würde. Ebenso erging es vielen anderen, wie man den vereinzelten Rufen und dem allgemeinen Gemurmel im Kino entnehmen konnte. Also machte ich meine Dose Cola auf und lehnte mich zurück. Michael Douglas spielt einmal mehr den glatten und rücksichtslosen Geschäftsmann. Das kann er offensichtlich genausogut, wie Tom Cruise den Fliegerpiloten gibt. Von David Fincher wird auch die Psyche des Van Orten gut ausgeleuchtet, so daß man im weiteren Verlauf des Films jederzeit nachvollziehen kann, warum er was macht. Dabei bleiben alle anderen Mitstreiter des Films jedochauf der Strecke. Über deren Motivationen erfährt man überhaupt nichts. Die Geschichte mit dem sich verselbständigenden Spiel hörte sich für mich am Anfang sehr interessant an, wurde im Verlauf des Films allerdings zu einer Aneinanderreihung von, für sich allein gesehen guten, Einzelszenen. Jedoch sind diese so ungeschickt aneinandergefügt, daß sich bei mir die rechte Spannung nicht einstellen wollte. Nach ca. einer Stunde fragte ich mich ernstlich, was ich in diesem Film verloren hatte. Es wird immer nur eine Situation vorgestellt, der Zuschauer in Sicherheit gewogen und darauf wieder alles verworfen. Eine Minute später geht das gleiche Spiel wieder von vorne los. Nach drei Mal ist das langweilig. Zu allem Überfluß kaufe ich dem Plot nicht ab, daß bei einer so groß angelegten Aktion wie dem 'Spiel' wirklich *alle* Faktoren berücksichtigt werden können. Daher nervte mich am allermeisten das fürchterliche Ende. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, nachdem Fincher ja auch für 'Sieben' verantwortlich zeichnete, daß das so gewollt war. Das ich nicht wirklich vor dem Ende aus dem Kino gegangen bin liegt zum einen daran, daß ich nicht selbst gefahren bin und zum anderen an der Leistung von Michael Douglas. Sein Van Orten ist das einzige, was ich diesem Film abgenommen habe. Da jede einzelne Szene für sich betrachtet gut war, und Michael Douglas sich wirklich viel Mühe gibt, ist der Film gerade noch erträglich gewesen. Hätte Fincher die Geschichte um eine halbe Stunde gekürzt, immerhin läuft das Stück gute zwei Stunden, und hätte er den Film mit 'dem Sprung' enden lassen, wäre es ein gelungener Abend geworden. Aber hätte, wenn und aber ... So habe ich Kopfschmerzen und schlechte Laune mit nach Hause genommen. |