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"Out Of Sight" (09.09.98 / Astoria III)

Lange, lange war ich auf Entzug. Es war im April, als ich da letzte Mal in der Astoria Sneak war. Damals wurde der wirklich üble "Hard Rain" kredenzt. Heuer war es im Vorraum der Säle eher ruhig, da in so gut wie jeder größeren Stadt "Godzilla" um 23.00 oder 24.00 Uhr als Preview lief. Das ist natürlich ein ziemlicher Publikumsmagnet. Wir entschlossen uns aber lieber für einen Besuch des Ungewissen ...

Zum Inhalt ...

Jack Foley (George Clooney) hat gerade auf nette Art eine Bank um einen nicht unerheblichen Betrag erleichtert und möchte mit seinem Wagen fliehen. Dummerweise springt dieser nicht an und Jack wird von zwei Wachleuten festgenommen. Fortan spielt sich sein Leben - wieder einmal, wie wir erfahren - im Gefängnis ab. Doch Jack hat es dort noch nie lange ausgehalten und so plant er auch diesmal, mit eher unfreiwilliger Hilfe einiger Mitinsassen, die Flucht.

Diese gelingt auch ... fast. US-Marshall Karen Sisco (Jennifer Lopez) stellt ausgerechnet an Abend des Fluchttages eine Vorladung zu und in dem Augenblick in dem Jacks Freund Buddy Bragg (Ving Rhames) das Fluchtauto vor dem Gefängnis parkt, erscheint auch Karen dort. Da ein US-Marshall zumeist nicht so gut auf flüchtige Sträflinge zu sprechen ist und eine Flucht wo möglich zu vereiteln sucht, macht Karen Sisco die Wachen auf die Fliehenden durch lautes Rufen aufmerksam. In dem folgenden Getümmel gelingt es Jack und Buddy die "Verräterin" zu überwältigen und in den Kofferaum ihres eigenen Wagens zu sperren. Da Jack im Innenraum des Autos mit seiner Gefängniskleidung sehr wahrscheinlich auffallen würde, steigt er kurzerhand ebenfalls in das nun ziemlich enge Gepäckabteil.

Jack ist ob der ungewünschten Begleitung nicht wirklich traurig, da es sich um eine durchaus hübsche Mitreisende handelt und so läßt er seinen Charme spielen und beginnt einen nette Konversation. Hierbei stößt er jedoch zunächst auf nicht so viel Resonanz. Beim nächsten Halt versucht Karen sofort zu fliehen. Allerdings gelingt das nicht so recht, da Buddy und Jack eindeutig die größeren und auch mehr Waffen haben, was Karen zum Bleiben bewegt. So treffen die drei auf den tumben zweiten Fluchthelfer in Gestalt von Glenn Michaels (Steve Zahn). Dieser ist so zugedröhnt, daß es Karen gelingt ihn dazu zu überreden, die beiden Ganoven stehen zu lassen und fortzufahren.

So stehen Jack und Buddy allein auf dem Highway ... Jack geht allerdings nicht der Gedanke an Karen aus dem Kopf und behindert dabei auch die Ausführung des weiteren Fluchtplans. Irgendwie legt er es mehr darauf an, noch einmal mit dem hübschen Marshall zusammen zu treffen. Karen versucht indes dienstlich mehr mit dem Fall des flüchtigen Bankräubers zu tun zu bekommen, wohl auch weil das Gespräch im Kofferraum nicht ganz so uninteressant war, wie sie es Jack gegenüber dargestellt hat ...

Hmm ...

Na, da scheint es ja mit dem "Geheimnis" bei den Sneaks nicht so weit her zu sein. Jedenfalls behaupteten hinter uns sitzende Gäste aus irgendeiner Quelle zu wissen welcher Film läuft. Ich muß zugeben, daß ich selbst nach der Nennung des Titels noch nichts von "Out Of Sight" gehört hatte, wodurch ich allerdings auch ohne jede Erwartungshaltung an den Genuß dieses Filmes gehen konnte.

"Out Of Sight" erzählt eine relativ einfache Geschichte und tut dies auch mit einfachen Mitteln. Wer einen vor Special-Effects strotzenden Action-Film sucht, sollte einen weiten Bogen um das Kino machen. Der bisher eigentlich nur durch seinen Erstling "Sex, Lügen und Video" aufgefallene Regisseur Steven Soderbergh hat hier ein Buch von Elmore Leonhard verfilmt. Von letzterem ist auch das Buch zu "Get Shorty" oder "Rum Punch", vielen sicher auch bekannt in der sehr guten Verfilmung Quentin Tarantinos "Jackie Brown". Und in demselben Stil geht auch Soderbergh zu Werke. Er verwendet ähnliche Effekte, z.B. haben mir die einzelnen Stoppbilder in vielen Szenen sehr gut gefallen, und bedient sich auch eines ansonsten sehr ähnlichen Stils. Der Gedanke an Tarantino drängt sich förmlich auf, jedoch auf keinen Fall mit dem negativen Beigeschmack des Abkupferns.

Nicht wenig zu diesem "Wiedererkennen" trägt auch die Besetzung der Charactere bei. Ving Rhames, George Clooney aber auch der nur kurz als Ray Nicolett (aus "Jackie Brown" :-) auftauchende Michael Keaton haben in den oben genannten Filmen ihr Können unter Beweis gestellt. Und so tun sie es auch hier. Clooney ist als intelligenter und gleichzeitig vor Liebe etwas weniger scharfsichtiger Bankräuber ideal besetzt und auch Ving Rhames macht seine Rolle als großer Aufpasser mit Mutterkomplex sehr gut.

In jedem Fall aber die auffallendste Größe dieses Werkes ist Jennifer Lopez. Sie ist die eigentliche Heldin und stiehlt Clooney und Co. bei jedem Zusammentreffen die Show. Deutlich eindrucksvoller als in den anderen ihrer mir bekannten Filmen "Money Train" oder "Blood and Wine". Energisch, erfolgreich und dennoch mit einem allerliebsten Rehblick wickelt sie Jack Foley ein und um den Finger. Hoffen wir auf weitere Filme mit ihr.

Alles in allem war dies wieder mal eine aufs vortrefflichste um die Ohren geschlagene Nacht. Und ich bin um keine Minute die ich wegen diesem Film später ins Bett gegangen bin traurig. Kein episches Meisterwerk aber eine hervorragend erzählte Geschichte ohne Hänger.

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