Viel Auswahl bleibt da zur Zeit ja nicht, einziges in Frage kommendes Werk ist die Verfilung des Stephen King Sechsteilers "The Green Mile". Mit 180 Minuten durchaus ein Grund mal etwas früher anzufangen. Und richtig, nach den obligatorischen Trailern prangte das Castle Rock Logo auf der Leinwand ... Zum Inhalt ...
Viel passiert nicht in dem, nach dem Linoleumbelag auf dem Fußboden "Die grüne Meile" genannten, Zellblock. Paul und seine Kollegen machen ihre Arbeit, bereiten den elektrischen Stuhl vor und vertreiben sich ihre übrige Zeit mit warten, putzen und lesen. Eines Tages wird jedoch der offensichtlich geistig zurückgebliebene, körperlich aber im wahrsten Sinne des Wortes überragende Schwarze John Coffey (Michael Duncan) eingeliefert.
Hmm ...
Also eine lösbare Aufgabe, die zumindest der Länge nach sehr detailverliebt und akribisch umgesetzt wurde. Tatsächlich hält sich Darabont genau ans Buch und läßt nur einen einzigen Handlungstrang weg, der mich im Buch allerdings auch nicht so recht überzeugt hat. Bei 180 Minuten Lauflänge sicher eine gute Entscheidung. Die gut drei Stunden vergehen allerdings wie im Fluge, ich habe im Kino auf eher 120 bis 140 Minuten getippt, obwohl (oder vielleicht gerade weil) die Vorführung am Stück und ohne Pause war. Mir fällt aber auch keine Stelle ein, an der die ruhige Geschichte ohne einen Bruch im Erzählfluß zu erzeugen, geteilt werden könnte.
Michael Duncan, der den Part des übernatürlich begabten John Coffey übernommen hat (Besser "übernommen wurde", denn bei *der* Rolle wurde sicher auch nach den physischen Gegebenheiten ausgewählt.), ist sehr überzeugend als tumbes Unschuldslamm. Im Buch war sein Part jedoch etwas ausgearbeiteter, der Film verschiebt die Hauptrolle noch ein wenig mehr in Richtung Hanks/Edgecomb. Auch die weiteren Darsteller sind durch die Bank überdurchschnittlich aufgelegt. David Morse als herzensguter "Brutal" Howell, der Edgecomb von Zeit zu Zeit wieder in die richtige Bahn lenkt und vor allen Dingen auch der unsympathische Percy wird von Doug Hutchison wirklich sehr gut gespielt. So in der Art habe ich mir den sadistischen Schleimer vorgestellt. Zuguterletzt bleibt noch anzumerken, daß der Film durchaus einige Stellen bietet, bei denen zartbesaitete Menschen den Blick besser von der Leinwand abwenden sollten. Da der Film im Todestrakt eines Gefängnisses spielt, werden auch Hinrichtungen gezeigt - nicht als Selbstzweck und aus Schockeffektgründen, sondern vielmehr um die Zerrissenheit der Wärter zu zeigen, die eine Beziehung zu ihren Gefangenen aufgebaut haben, gleichwohl aber zumeist von der Gerechtigkeit der Sache überzeugt scheinen. Auf jeden Fall kann ich mich noch an die Szenen in "Gesichter des Todes" erinnern, denen die in "The Green Mile" in nichts nachstehen. Sicher kann man dies als Beitrag zur in den USA immer aktuellen Diskussion um die Todesstrafe an sich sehen, doch war dies in Kings Buch sicher nicht Gegenstand der Geschichte und auch Darabont setzt diese Sequenzen nicht als Zeichen für die Grausamkeit dieser Art der Bestrafung ein. "The Green Mile" ist ein sehr nahe am Buch gedrehter Film mit wirklich gut aufgelegten Darstellern, einem stetigem Aufbau der Geschichte ohne Hänger, einigen heftigen Szenen und einer sehr schönen Detailverliebtheit in der Ausstattung. Drei Stunden Film, die einem vorkommen wie zwei und die man sich tunlichst ohne Unterbrechung ansehen sollte. |