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Kino - dafür werden Filme gemacht

Im Fadenkreuz - Allein gegen alle

30.01.2002 Residenz (Bückeburg)

"Hey, ich hol' Dich ab, es ist 13°C und wir fahren offen!" - Naja, mitten im Winter, aber wenn man einen Roadster hat, dann muß man ihn wohl auch ausführen. Und wenn ich dafür ins Kino darf, dann hole ich mir auch schon mal 'nen kalten Kopf ;-) Also in Thomas TT gehüpft und ab in die Sneak nach Bückeburg. Dort schien es mir, als ob in nächster Zeit ausschließlich Kriegsfilme zu sehen sein würden. Ich kann mich jedenfalls an keinen Trailer erinnern, in dem nicht der gute alte Bell UH1D über die Leinwand knatterte ...

Inhalt ...

Lt. Chris Burnett (Owen Wilson) und sein Pilot Stackhouse (Gabriel Macht) sind auf einem US Flugzeugträger in der Adria stationiert und langweilen sich zu Tode. Kurz vor dem Ende ihrer Dienstzeit und dem Abzug der Truppen aus dem Kriegsgebiet ist für die beiden Routine angesagt. Ausgerechnet an Weihnachten schickt der Kapitän des Trägers - Admiral Reigart (Gene Hackman) - die beiden auf einen Aufklärungsflug entlang der Grenze zu Bosnien-Herzegovina. Während des Fluges weichen die beiden von ihrem vorgesehenen Kurs ab, da das Radar ein paar merkwürdige Dinge im Sperrgebiet anzeigt.

Doch den Serben gefällt es gar nicht gut, daß die Amerikaner aus der Luft Aufnahmen von ihren verbotenen Aktivitäten machen und so wird die F18 Hornet kurzerhand abgeschossen. Burnett und Stackhouse retten sich mit dem Fallschirm, landen aber in feindlichem Gebiet. Daß die Serben ganz und gar nicht bereit sind mit sich handeln zu lassen, merkt Burnett als diese seinen Piloten kaltblütig erschießen. Von nun an ist er auf der Flucht ... weiß leider nur nicht so recht wohin, denn seinem Admiral Reigart sind von oberster Stelle die Hände gebunden. Eine Rettungsaktion der Amerikaner würde zu diesem Zeitpunkt den Friedensprozess stören ...

Hmm ...

Ich befürchte, daß "die Amerikaner" uns in Zukunft mit noch mehr solcher Machwerke fluten werden. In seinem Erstlingswerk setzt Regisseur John Moore eine Story der beiden Schreiber Jim und John Thomas um. Die beiden entwarfen unter anderem bereits die Scripte für "Predator 1 + 2", "Wild, Wild West" und "Mission to Mars". Da sind ja schonmal 50% akzeptable Filme dabei ... "Behind Enemy Lines" transportiert eine ziemlich verquere Nachricht. Amerikaner sind offensichtlich immer im Krieg, wenn sie nicht gerade in Amerika sind. So erklärt es zumindest Gene Hackman seinem Lt. Burnett, als dieser ihn in einer Sinnkrise fragt, was sie überhaupt so fern der Heimat machen. Ich glaube Admiral Reigart ist ein dicker Kumpel von Colonel Nathan R. Jessep - bloß hat dieser für ähnliche Ansichten damals ordentlich einen vom jungen Tom Cruise verplättet bekommen.

Naja, die Zeiten ändern sich und so sind die Serben richtig böse, die Amerikaner richtig gut und Fragen wie das Ganze zustande gekommen ist, völlig fehl am Platz. Das dabei der Oberfiesling der Bösen "Sascha" heißt und die ganze Zeit in einem blau-weißen Jogginganzug und mit vorgehaltenem Maschinengewehr alleine hinter Super-Owen herhechtet ist genauso albern, wie die ständig wechselnden Jahreszeiten im Film. Mal sind an Weihnachten noch grüne Blätter an den Bäumen, dann will uns hastig hingesprühter Kunstschnee von winterlichen Temperaturen überzeugen und in der nächsten Szene reicht es schon dazu, sich in einem Schneehügel zu verstecken. Das Wetter in Ex-Jugoslawien mag zwar schnell umschlagen, aber so fix?

Zwischenzeitlich rennt Super-Owen völlig unbeschadet durch Batterien von Landminen - obwohl diese explodieren und seine Verfolger pulverisieren - entkommt Hundertschaften von fies guckenden, bestirnbandeten Serben-Schergen und lernt netterweise den einzigen noch lebenden Ice-Cube Fan in Bosnien-Herzegovina kennen, der ihm statt Wasser natürlich eine Coke - nicht light - reicht. Das lauter werdende Rascheln im Saal ist eigentlich immer ein Indiz für einen nicht so prickelnden Film. Hier gab es gegen Ende sogar Szenenapplaus für unseren Helden ... und das nicht, weil es so mitreißend war.

Zu dieser völlig hirnlosen Inszenierung gesellte sich eine wackelige Handkameraführung, die wohl den Effekt der Eingangssequenz von "Saving Private Ryan" wiederholen sollte und massenhaft an "Matrix" angelehnte Bullet-Time Effekte. Dieses Misch-Masch erzeugt nach längerem Hinsehen durchaus Augenflackern und hinderte am Einschlafen. Wenn man nun noch die ganzen Zeitlupen weggelassen hätte, dann wäre der Zuschauer womöglich schon nach einer Stunde von dieser Tortur erlöst worden.

Owen Wilson ist als dackelblickender Burnett ziemlich fehlbesetzt, Gene Hackman chargiert weit unter seinem Niveau und den Rest der Bande will ich wirklich nicht wieder sehen. Allein der grimmige "Sascha" hat mir ganz gut gefallen. Zu guter Letzt will ich nicht verschweigen, daß es zwischendurch doch ein wenig spannend war, und einige Szenen ganz nett gemacht sind. Insgesamt ist "Im Fadenkreuz" jedoch ein mehr als fragwürdiges Machwerk, welches meiner Meinung nach den Weg direkt in die Videotheken hätte einschlagen sollen. Nein, ich will nichts von "wahrer Begebenheit" hören ... *so* wird es nicht gewesen sein.

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