filmfacts.de



Kino - dafür werden Filme gemacht

Gothika

14.03.2004 Cinemaxx (Bielefeld)

Ist es denn wahr? "The Last Samurai" war der letzte Film, den ich im Kino gesehen habe. Und zuletzt etwas geschrieben habe ich im November. Mensch, Mensch ... was ist denn da los? Da ich schon richtig auf Entzug war, konnte ich natürlich nicht widerstehen, als ich beim Aufräumen die alten Freikarten für das Bielefelder Cinemaxx fand :-) Also ab in den Wagen und ... ach egal was läuft ... Hauptsache ins Kino.

"Welcome To The Jungle" oder "Gothika" standen zur Auswahl - wobei ich aus optischen Gründen eher zum Psychodrama mit Frau Berry tendierte. Und so war es dann auch, das abgegriffene Freiticket wurde anstandslos akzeptiert und ich setzte mich in den fast leeren Saal. Der sich leider füllte :-( Und um 20.00 Uhr an einem Sonntag wissen die tiefergelegten Discobesucher offensichtlich nicht, was sie mit Ihrer Zeit anfangen sollen. Warum müssen Sie denn mich im Kino stören? Die ganze Zeit Gebrabbel, Getrampel, Gekicher, Telefonie und Geraschel - Wuäh! Mit 20 Jahren sollte man doch mal 2 Stunden am Stück ruhig sein können, oder? Das hat mich wirklich gewaltig gestört :-(

Zum Inhalt ...

Dr. Miranda Grey (Halle Berry) ist auf der Heimfahrt aus der Psychatrie und hat ihre Gedanken immer noch bei der verstörten Chloe Sava (Penélope Cruz), welche ihren Stiefvater umgebracht hat, nachdem er sie mehrfach vergewaltigte. Dr. Grey ist mit ihrem Latein am Ende und kann nicht zu Chloe vordringen, die sich in eine völlig irreale Welt zurückgezogen hat und behauptet, vom Teufel selbst besucht zu werden. So freut sich Miranda auf den Feierabend mit ihrem Mann Douglas (Charles Dutton) - gleichzeitig auch ihr Chef und Leiter der Psychiatrie.

Die Heimfahrt gestaltet sich etwas problematisch, da es wie aus Kübeln schüttet und die Hauptstraße komplett weggespült wurde. Auf der kleinen Ausweichstraße steht plötzlich ein junges Mädchen im strömenden Regen! Miranda kann gerade noch ausweichen, landet im Graben ... und wacht in der eigenen Klinik als Insassin wieder auf! Sie kann sich an nichts erinnern, außer an das Mädchen auf der Straße. Als ihr dann eröffnet wird, dass sie ihren Mann auf bestialische Art und Weise ermordet haben soll, zweifelt sie selbst an ihrem Verstand ...

Hmm ...

Lange war ich nicht im Kino, Trailer habe ich ewig nicht gesehen, wußte also gar nicht was mich da erwartete. Düster wäre übertrieben, aber schon recht dunkel hat Mathieu Kassovitz ("Die purpurnen Flüsse") seinen Thriller inszeniert. Halle Berry muss viel durch dunkle, lange Gänge spazieren, in verlassenen Hallenbädern ihre Bahnen ziehen oder im strömenden Regen bei Dunkelheit nach Hause fahren. Da kann man noch so viel sagen "Wie kitschig!", es ist trotzdem recht spannend.

Die Geschichte ist interessant gedacht, Ärztin findet sich plötzlich in ihrer eigenen Klappse wieder. Halle Berry spielt Miranda Grey ordentlich, ist aber als Patientien *deutlich* besser, als als Psychiaterin. Während sie in letzterer Rolle ziemlich staksig durch's Bild kaspert und ich in keinem Augenblick erkennen konnte, wo da die kühle Rechnerin sein sollte, so macht sie die verwirrte Patientin mehr als glaubhaft. Hinzu kommt noch ein wirklich gelungenes Makeup.

Die einzig nennenswerte Nebenrolle Pete Graham ist mit Robert Downey Jr. ordentlich besetzt. Er gibt den erfolglosen Verehrer Mirandas ein wenig motivationslos, aber noch halbwegs glaubwürdig. Wer Penélope Cruz in "Correllis Mandoline" in Erinnerung hat, wird sie hier nicht wieder erkennen. Leider kann sie aus ihrer kleinen Rolle nicht mehr rausholen, als ein paar Mal wirr zu gucken und zweideutige Bemerkungen von sich zu geben. Das hört sich bis hierhin alles nicht so überzeugend an, fällt mir gerade auf.

Wahrlich ist das Schauspiel an sich nicht die große Stärke des Films. "Gothika" lebt vielmehr von der düsteren Stimmung und der Inszenierung. Da ist alles nicht so richtig einzusehen, es gibt dunkle Ecken und man fühlt sich immer ein bißchen unwohl. Die Geschichte glänzt nicht gerade mit verblüffenden Einfällen oder Wendungen und so kommt es von Zeit zu Zeit sogar zu ein bißchen Langeweile. Und hier bin ich mir nicht sicher, ob Kassovitz das nicht sogar geplnat hat! Denn immer dann, wenn ich gerade dabei war, mich zu fragen was das alles soll, wurde man ordentlich erschreckt! Mehr als einmal haben die versammelten Golfbeifahrerinnen im Saal verstört gejuchzt, wenn wieder mal irgendwo eine Tür knallte oder unvermittelt ein Gesicht von der Leinwand starrte. Da saß wirklich jeder der beabsichtigten Schocker. Glücklicherweise wurde damit nicht übertrieben.

Die Logik bleibt ein paar Mal ziemlich auf der Strecke und da kommt dann auch das ins Spiel, was mich doch am Film störte. Wozu bitte noch diese Geistergeschichte? Wesentlich wirksamer wäre gewesen, auf diesen Kniff zu verzichten und das Ganze als Verschwörung laufen zu lassen. So wurde alles mit Geistern erklärt - das ist mir zu plump. Die Geschichte hat das jedenfalls nicht nach vorne gebracht. Das riecht mir zu sehr nach "The Others", "The Sixth Sense" und Konsorten. Nein, das ist jetzt kein Spoiler ;-)

Hat mir der Film nicht gefallen? Doch, er war gut. Eine ordentliche Halle Berry, routinierte Nebendarsteller, gruselige Atmosphäre und einige treffsichere Schocker. Für Unterhaltung ist also gesorgt. Es hätte deutlich besser sein können, wenn man etwas mehr auf die Handlung geachtet hätte und nicht so sehr auf Geistern rumreiten würde. Dann wäre es *wirklich* fürchterlich gewesen!

Weitere Kritiken im FilmKritikernetzwerK:

"Gothika" bei filmfacts.de - Gastkritik
Partner: Kinofilme | Kinofilme.info | Celluloid-Dreams.de | jeichi.com | cineforen.de | Bolly-Wood | Kinofilmtrailer und Kinonews

Impressum.