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Kino - dafür werden Filme gemacht

Erkan Und Stefan gegen die Mächte der Finsternis

"Residenz" Bückeburg (29.05.2002)

Kritik von Johannes Pietsch

Eine abendfüllende Leinwandfassung seiner Star-Trek-Parodie "Traumschiff" will Regisseur und Multitalent Michael "Bully" Herbig auf Mehrheitsbeschluss seiner Fans als nächstes Kinoprojekt realisieren. Mit knapper Mehrheit votierten die Bullyisten per Internet-gestützter Volksbefragung für die Raumschiff-Comedy und gegen eine Bully-Version von "Sissi" sowie eine Fortsetzung zu "Der Schuh des Manitu", dem Film, mit dem sich der Comedy-Tausendsassa vergangenen Sommer endgültig für höhere Kinoehren qualifizierte. Spätestens beim kometenartigen (und nur von sehr wenigen erwarteten) Einschlag der Karl-May-Parodie an den Kinokassen dürfte sich Urheber Bully von einer Fortsetzung seines Kino-Erstlings "Erkan und Stefan", der anno 2000 das Rap- und Kanak-Gelaber der beiden harm- und hirnlosesten Vorzeige-Prolls bundesdeutscher Popkultur erstmals abend- wie leinwandfüllend ins Kino brachte, endgültig verabschiedet haben. Statt seiner mußte für das nach dem Kassenerfolg des ersten Leinwandauftritts von Erkan Maria Moosleitner und Stefan Lust unvermeidliche Sequel der bislang noch nicht größer in Erscheinung getretene Werbefilmer Axel Sand ran, der - wie bei einer Fortsetzung (leider!) kaum anders zu erwarten - den zweiten Kinoausflug des Debilen-Duetts prompt in Ebenselbigen setzte.

Dabei hatte es Bully Herbig doch in Teil eins so schön vorgemacht, wie man selbst mit einem minimumbemittelten Deppen-Duo wie Erkan und Stefan noch eine halbwegs witzige Komödie zusammenschustern kann. Durchaus sorgsam war Herbig bei Kamera, Schnitt und Dialogregie vorgegangen, was dem Film speziell in seinen nicht seltenen Actionsequenzen einen richtig professionellen, amerikanischen Look verlieh. Auch das straffe Drehbuch wies den ein oder anderen richtig guten Kalauer auf. Bei Axel Sand ist von alledem nicht mehr viel übrig geblieben.

Da sind sie also wieder, Erkan und Stefan, noch immer bekleidet im finalen Streetware-Supergau der MTV-Generation, als seien sie bereits in Ballonseide zur Welt gekommen, noch immer einfältig vorpubertär auf Kanak-Neusprech daherbrabbelnd und kaum etwas anderes im Sinn habend als scharfe Bunnys und voll-krasse Videogames. An Handlung setzt das Sequel dem geneigten Kinobesucher prinzipiell den gleichen kindischen Scheiblettensalat wie in Teil eins vor, nur einmal aprilfrisch gewaschen, geschleudert, gebügelt und dabei von jeglichen Humorinhaltsstoffen befreit.

Wieder bekommen es die beiden Nobelpreis-würdig dummschwallenden Weißwurst-Proleten mit einer zum "voll-scharfen Bunny" qualifizierten Angehörigen des weiblichen Geschlechts zu tun, die es vor den Nachstellungen einer Horde übler Finsterlinge zu bewahren gilt. In Teil eins war das ja im Falle der zwar darstellerisch nun wirklich nicht sonderlich talentierten, aber irgendwie ganz propperen Gute-Zeiten-Schlechte-Zeiten-Akteuse Alexandra Neldel als von Geheimdiensten verfolgter Diplomatentochter noch irgendwie ganz niedlich. Wenn aber in Teil zwei das Bunny einem Flaschengeiste ähnlich leichtgeschürzt einem altertümlichen Dolch entspringt, in dem sich das Mädel angeblich einige tausend Jahre lang herumgelangweilt hat, um sich jetzt der finalen Auseinandersetzung mit irgend so einem ebenso dämonischen wie antiquarischen Widersacher zu stellen, dann wirft dies ernste Fragen bezüglich der geistigen Befindlichkeit der Drehbuchautoren Philip Weinges und Günter Knarr auf.

Noch dazu, wenn der Bezaubernde-Jeannie-Klon von der darstellerisch wirklich nachtschwarz unterbelichteten Bettina Zimmermann verkörpert wird, deren Negativ-Talent selbst eine Britney Spears noch wie eine mehrfache Oscar-Preisträgerin aussehen läßt. Ihr Gegenspieler, der sinistre Dämonenfürst Kartan (Leon Boden), scheint irgendwie bei einem fehlgeschlagenen gentechnischen Experiment als Kreuzung aus Stephen Sommers "Mumie" und Else Kling entstanden zu sein und sieht sogar ein bißchen so aus wie Arnold Vosloo. Daß der eine ganze Heerschar schwerbewaffneter Gangster auf seiner Seite hat, um beim gelegentlichen Weltuntergang-Herbeiführen mit allen möglichen Widersachern gleich Tabula rasa finita zu machen, schreckt die beiden heldenhaften Grunzmelonen aus Stoiber-City überhaupt nicht - sind sie doch seit dem überraschenden Auftauchen des end-krassen Bunnys felsenfest davon überzeugt, sich in einem Videospiel mit faszinierend überzeugenden realistischen Surround-Effekten zu befinden. Also geht's heißa-hops mit dem Döner-Spieß auf Dämonenjagd!

Die Virtual-Reality-Idee ist dann auch schon so ziemlich der einzige gute Kalauer des Films, der leider Gottes als quälend endloser Running Gag abgewickelt wird. Dazu gibt's dann noch eine peinlich platte "Matrix"-Persiflage (die wievielte bloß um Himmels Willen?) und ein reichlich überflüssiges Cameo von Corinna Harfouch als Therapeutin einer Selbsthilfegruppe gegen Gewalt. Das alles wäre ja nicht so schlimm, wenn denn wenigstens der Rest des Films halbwegs witzig, ironisch oder satirisch wäre. Doch "Erkan und Stefan und die Mächte der Finsternis" ist nichts von alledem. In den fünf Minuten, in denen Philip Weinges und Günter Knarr ein Drehbuch vom geistigen Anspruch einer handelsüblichen Teletubbies-Folge zusammengestümpert haben, vergaßen sie leider, diese himmelschreiend unterbelichtete Aneinanderreihung von "krass"-, "fett"- und "brontal"-Dialogen überhaupt mit einigen leidlich goutierbaren Pointen zu garnieren. Bei Teil eins konnte man noch sehr bequem das Hirn abschalten und an dem weit unter Normal Null gelegenen Niveau sogar noch richtig Spaß haben - in Teil zwei nicht.

Und so schleppt sich dieses quälend witzlose Paradebeispiel humoristischen Untertagebaus von einer fett brontalen Szene-Nullnummer zum nächsten Humor-Overkill, um dann im völlig konfusen Showdown gegen den Oberdämon endgültig den Löffel abzugeben. Womit die Enzyklopädie der Fortsetzungen, die die Welt nicht braucht, wieder um ein Kapitel reicher wäre.

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Diese Kritik ist die Meinung von Johannes Pietsch.

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