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- Filmposter -

Office Killer
14.06.2000 / Residenz (Bückeburg)

Trailer zu hauf und nur von der lauten Sorte präsentierte das "Residenz" vor dieser zweiten Sneak nach meinem Kinolosen Urlaub. Selbstverständlich "M:I2", "Der Sturm" und "Nur noch 60 Sekunden" aber auch wirklich beeindruckende Trailer des Zeichentrickfilms "Titan A.E" sowie des Disney Spektakels "Dinosaurs". Das mag ja was werden.

Verwunderlich war nur die Anzahl, was auf einen nicht allzu langen Hauptfilm schließen ließ. Geraunt wurde von einem 97er Film mit viel Blut. Da fiel mir nun gar kein Titel ein.

Zum Inhalt ...

In einer kleinen Zeitungsredaktion wird umstrukturiert. Die Auflage ist nicht allzu berauschend und so muß gekürzt werden, wo es eben geht. Um Entlassungen vorzubeugen, werden viele der langjährigen Angestellten zu Teilzeit- und Heimarbeitskräften degradiert. Unter anderem auch das graue, aber überaus fleißige Mäuschen Dorine Douglas (Carol Kane). Dorine kennt außer ihrem Job als Korrekturleserin leider keine andere Abwechslung außer ihrem Job neben der Pflege ihrer tyrannischen und sehr kranken Mutter. Umso schlimmer trifft sie die Nachricht, von nun an auch noch in der häuslichen Hölle arbeiten zu müssen.

Es ändert sich jedoch alles, als sie während einer langen Überstunde rein zufällig einen Arbeitskollegen mit einem saftigen Stromschlag zu Tode grillt. In ihrer Not deponiert sie die Leiche in ihrem Keller und geht am nächsten Tag zur Arbeit als sei nichts gewesen. Völlig erstaunt nimmt sie zur Kenntnis, daß niemand Verdacht schöpft ... und so macht sie sich ans Werk, um weitere unliebsame Kollegen auf das Sofa ihres Kellers zu befördern ...

Hmm ...

Tatsächlich begann der Film recht mäßig. Die Farben grau, die Darsteller grau, selbst die Dialoge rissen nicht gerade durch Spritzigkeit vom Hocker. Wenigstens die während des Vorspanns eingeblendeten Namen von Molly Ringwald und Jeanne Tripplehorn erleichterten des verunsicherten Kinogängers Seele ein wenig. Schon nach kurzer Zeit ist klar, daß das Grau durchaus gewollt ist und die Situation wesentlich besser beschreibt, als es ausufernde Erklärungen vermocht hätten.

Der Film nimmt sich kurz Zeit um die Charactere vorzustellen: die arrogante, kettenrauchende Astmathikerin und Chefin vom Ganzen Virginia Wingate (Barbara Sukowa mit einer wirklich Abneigung erzeugenden Vorstellung), die attraktive und eher den fleischlichen Gelüsten zugetane Tippse Kim Poole (Molly Ringwald nicht wirklich in Pink, aber als Einzige von Anfang an hübsch), Norah Reed (Jeanne Tripplehorn) und natürlich Carol Kane als Dorine Douglas. Letztere überzeugt unter der Erstlingsregie von Cindy Sherman (hauptberuflich gefeierte Fotografin) mit einer bemerkenswerten Leistung.

Ihre Darstellung und die in Details sehr ausgefeilte Ausstattung dieses (trotz allem B-) Films sind schon sehenswert. Mit zunehmenden Morden (hier wird nicht zuviel verraten, denn "Office Killer" sagt schon einiges über den Film aus) wird Dorine selbstbewußter und beginnt ihre zunächst altbackene Bekleidung zu modernisieren. Die Frisur wird lockerer, das Make-Up (so man das Geschmiere überhaupt so nennen kann) ansehnlicher. Weit entfernt von anziehend, aber der Fortschritt ist klar zu sehen. Diese Verwandlung ist der eigentliche Inhalt des Films, wird deutlich herausgearbeitet ... und reicht als Geschichte leider nicht aus.

Bei allem Lob ist "Office Killer" kein Drama und keine Charakterzeichnung; weit gefehlt. Angepriesen wird er als Horror-Film. Tatsächlich sind einige Szenen eher zum Lachen. Zumeist ist es aber fürchterlich ekelig! Splatter ist wohl eher das richtige Genre. Gegrillte Hände, offenliegende Brustkörbe und vermodernde Köpfe werden schockig in Szene gesetzt. Dabei kommt kein Erschrecken zustande, denn das ganze ist eher langsam, eher im Sinne eines Stilleben. So habe ich selten einen Film erlebt, bei dem sich *ein Freund* angewidert an meiner Schulter festhielt ;-) Nichtsdestotrotz habe ich auch Szenenapplaus noch nicht so oft im Kino erlebt.

Brutal wird es dabei nie, Cindy Sherman zeigt die Widerwärtigkeiten in kleinen Ausschnitten oder kurzen Totalen, aber immer nur das Ergebnis. Dem Zuschauer wird überlassen, sich auszumalen, wie es zu diesem Resultat kam. Diese Technik funktioniert so ähnlich auch bei "Blair Witch Projekt" ganz gut, nur war Cindy Sherman gute 2 Jahre früher. Ähnlich wie bei dem Überraschungserfolg BWP scheiden sich an "Office Killer" die Geister. Viele Leute haben das Kino während der Vorstellung verlassen, diejenigen die blieben kosteten aber augenscheinlich jeden Lacher, jedes Entsetzen und jeden Ekel aus ;-)

Man sollte sich genau überlegen, ob man in diesen Film gehen möchte, sofern man die Gelegenheit bekommt. Er ist wirklich nicht jedermanns Geschmack und auch nicht zum genüßlichen Nacho-Essen geeignet. Ich jedenfalls war durchaus angetan.

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