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Jarhead

gesehen: 06.01.2006 (Kinoplex - Bad Oeynhausen)

Außer dem Trailer hatte ich noch nicht allzuviel vom Film mitbekommen, aber der hat mich schon ein wenig neugierig gemacht. Eigentlich eine Seltenheit bei Trailern. Die meisten finde ich in letzter Zeit recht langweilig. Wie dem auch sei, ich wollte Donnerstag ins Kinoplex, bin aber an der Treppe zum Foyer umgekehrt, weil um 19.55 mindestens 100 Personen Schlange standen für die 20.15 Uhr Vorstellung und ich keinen Bock auf Anstehen hatte (und ich vergessen hatte, vorher eine Karte zu holen). Also Freitag gleiche Zeit, höchstens 1/3 der Leute anwesend. Mag es an der eigenwilligen Preisgestaltung liegen?

Zum Inhalt ...

Anthony "Swoff" Swofford (Jake Gyllenhaal) ist zu den Marines eingezogen worden. So richtig begeistert ist er nicht. Die Drill Seargents wie man sie sich vorstellt, schrill, überdreht, unmenschlich. Das Training hart und anstrengend. Swoff will sich drücken und probiert die Rekrutentricks durch ... wird allerdings von Staff Sgt. Sykes (Jamie Foxx) zu den Scharfschützen "gelockt". In dieser neuen Einheit fühlt sich Swoff recht schnell wohl, bemerkt er doch, dass hier etwas von ihm verlangt wird, was er offensichtlich gut kann: schießen.

Swoff bildet mit seinem Kameraden Troy (Peter Sarsgaard) ein Team von Scout Sniper und wird zusammen mit der Einheit trainiert, trainiert und trainiert. Die Rekruten sind heiß und wollen unbedingt in den Krieg. Während einer Vorstellung von "Apocalypse Now" erhalten die aufgeputschen jungen Männer den Einsatzbefehl. Aufbruch zur Operation "Desert Shield" in den Irak. Und hier erwartet die kampfbereiten Männer, was sie am allerwenigsten erwartet haben: pure Langeweile! Sie trainieren Football in Giftgasanzügen, patroullieren endlos durch die Wüste, beginnen langsam kirre zu werden und warten auf den eigentlichen Einsatz - der nach 147 Tagen dann auch kommt ...

Hmm ...

Eins ist sicher, ein wenig anders als andere Kriegsfilme ist "Jarhead" schon. Es wird nämlich so richtig kein Krieg gezeigt. Wieso Kriegsfilm, das soll doch ein Antikriegsfilm sein, höre ich da wen rufen. Naja, so steht's überall, richtig. Aber irgendwie hatte ich nie das Gefühl, dass mir da irgendjemand zeigen wollte, wie beschissen es im Krieg ist. Flotte Musik (die Musik hat mir wirklich sehr gut gefallen ;-), gebräunte durchtrainierte junge Männer, markige Sprüche, ein paar Zoten. Nein, man kann eigentlich nicht sagen, dass den Meisten dort unwohl ist. Party On.

Das haben fast alle der Filme, bei denen sich Sam Mendes bedient hat besser gekonnt. Die Ausbildung in "Full Metal Jacket" war eindringlicher - und wurde hier incl. unbeabsichtigtem Tod kopiert. Den Koller und Wahnsinn gab's in "Apocalypse Now" deutlich eindringlicher und die desillusionierten Soldaten wurden in Platoon, Geboren am 4. Juli und wie sie alle heißen auch schon besser gegeben. Und wenn man schon zotig wird in solch einem Film, dann bitte wie in "Three Kings" - naja, den Schauplatz hat Mendes ja übernommen.

Der Film ist seltsam kalt. Ich habe nie auch nur ansatzweise mit den Charakteren gefühlt. Gyllenhaal spielt gut, Jamie Foxx ist klasse, aber was macht der Rest? Erschwerend kommt hinzu, dass ich die ganze Einheit schlecht auseinander halten konnte. Alle kahlrasiert, alle Dreck im Gesicht, alle die Uniform. Es wurde einfach zu wenig dafür getan, zu differenzieren. Eine nachvollziehbare Entwicklung vollführt hier niemand. Man sieht ständig nur vor den Kopf der Protagonisten und bleibt völlig im Unklaren über die Beweggründe. Swoff explodiert irgendwann. Warum? Der Ausraster Troys vor dem letzten Schuß ist zwar sehr, sehr eindrucksvoll, aber für mich halt nicht nachvollziehbar. Schade, gerade solche Dinge hätte der Film hergeben sollen. Es reicht in diesem Fall nicht, zu zeigen wie jemand agiert, sondern warum.

Richtig gut sind dagegen die Bilder. Die rot/gelben Töne des Films, die Wüstenaufnahmen. Das ist wirklich beeindruckend. Vor allen Dingen die Szenen mit den brennenden Ölquellen wirken nachhaltig. Hier hat Mendes alles richtig gemacht. Positiv dabei auch, dass die Kamera endlich mal etwas länger eine Szene im Bild lässt. Endlich mal keine hektischen MTV-Schnitte in einer aktuellen Produktion!

"Jarhead" ist ein hochglänzender Film mit ordentlicher Schauspielerleistung, der den Zuschauer nicht so mitnimmt, wie es vermutlich gedacht ist. Alles schon mal gesehen, alles schon mal gehört und das meist sogar besser. Der Film ist nicht schlecht oder gar langweilig, aber er ist halt irgendwie schon mal dagewesen.

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