Vor Jahren bin ich mal an eine Double-Feature DVD mit Vincent Price geraten. An einen Film kann ich mich nicht erinnern, aber "Last Man On Earth" ist hängen geblieben. So sehr, dass ich mir im Antiquariat das Buch von Richard Matheson besorgt habe. Die knapp 200 Seiten wurden am Stück durchgelesen. Die Interpretation des Robert Neville von Charlton Heston kenne ich nicht, aber als ich Trailer das erste Mal die Worte "Ich heiße Robert Neville. Ich habe in New York City überlebt. Falls es irgendwo noch jemanden gibt… irgendjemanden. Bitte. Du bist nicht allein." von Will Smith hörte, war klar dass ich da unbedingt rein musste.
Krebs ist die Geißel der Menschheit. Ein Medikament, welches diese Krankheit bekämpft dementsprechend ein Segen. Und genau das wurde gefunden und an 10.000 Probanden getestet - alle waren geheilt! 3 Jahre später ist Colonel Robert Neville (Will Smith) der letzte Mensch, der noch in New York lebt. Vielleicht sogar auf der ganzen Welt. Das Heilmittel gegen den Krebs entpuppte sich als äußerst überlebensfähiger und ansteckender Virus. Alle Anstrengungen - u.a. des Wissenschaftlers Neville - waren umsonst, der Virus bereite sich rund um die Welt aus und wer nicht innerhalb kürzester Zeit starb, mutierte zu fleischhungrigen, agressiven Bestien.
Neville ist immun gegen den Virus, vielleicht noch andere Menschen und daher sendet er den ganzen Tag Nachrichten auf allen Frequenzen und durchstreift die Stadt, suchend und jagend. Die Mutanten muß er bei Tageslicht nicht fürchten, sie sind extrem lichtempfindlich und beherrschen nur des Nachts die Straßen der Stadt, die langsam von der Natur zurück erobert wird. In seinem Versteck forscht Neville weiter unermüdlich nach einem Heilmittel für die schreckliche Krankheit ... bis er plötzlich Besuch bekommt.
Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und die Wellen auf dem Wasser, welches den Highway überflutet glitzert wunderschön. Warum soll nach einer Katastrophe in einem "Endzeitfilm" das Wetter auch immer mies sein? Es sieht fast idyllisch aus, wie die Natur sich die Straßen von New York zurückholt, wilde Tiere durch die Häuserschluchten ziehen und über die Autowracks springen. Da stört der Motor des Shelby-Mustang, mit dem Will Smith hinter den Rehen her hetzt schon ein wenig. Und das es etwas künstlich aussieht, wenn der Wagen in der Totalen über den Asphalt fährt, störte mich. Und damit habe ich meinen einzigen Kritikpunkt an "I am legend" auch schon abgehakt. Die Effekte waren teilweise etwas billig. Zu allem anderen kann ich nur lobhudeln ;-)
Als ich im Trailer gesehen habe, dass Will Smith den Wissenschaftler Neville spielen soll, war ich erst ein bißchen skeptisch. Als der Abspann begann, war ich sicher, dass es genau die richtige Wahl war. Er hat die nötige Physis die er für die Rolle braucht (auch ohne die Klimmzugszene) und überzeugt auch mimisch auf der ganzen Linie. Die meiste Zeit ist die Leinwand für Smith und seinen Filmhund Samantha reserviert. Auch ohne einen menschlichen Gegenpart kann der ehemalige Fresh-Prince hier überzeugen. Sehr gelungenes Mienenspiel und Ausdruck, habe ich wirklich in der Form nicht erwartet.
Viele der anderen "Darsteller" waren natürlich hauptsächlich animiert. Und ich habe Eingangs bereits erwähnt, dass es da Defizite im Film gab. Das sah stellenweise nicht nur bei den Nachtsuchern künstlich aus. Allerdings konnte ich über solche Kleinigkeiten bequem "wegsehen", weil es trotz der leichten Schnitzer einfach passte. Die überwucherte Stadt, die abgestellten Autos, einfach die ganze Atmosphäre der Natur, die sich die Zivilisation einverleibt. Im Vergleich zu z.B. "Twelve Monkeys" macht es einfach mehr Spaß zuzusehen. Und wer sagt eigentlich, dass bei soetwas nicht die Sonne scheinen und die Vögel zwitschern dürfen?
Als ich in den Neunzigern das erste Mal von "I am legend" gehört habe, kannte ich nur ein durch's Netz geisterndes Drehbuch für das noch Arnold Schwarzenegger gedacht war - das habe ich martialischer in Erinnerung. Richard Mathesons Buch ist ruhiger und deutlich kritischer. Und da muß man anerkennen, dass Regisseur Francis Lawrence nicht nur auf Action gesetzt hat, sondern weite Strecken sehr ruhig inszeniert hat. Lange Einstellungen und etliche Totale - das ist mal richtig entspannend im Kino. Sehr schön ... hoffentlich wird das wieder ein Trend.
Bis zum letzten Drittel des Films war ich überrascht, wie nah der Film tatsächlich am Buch ist. Nicht bis ins letzte Detail, aber doch schon in der grundlegenden Thematik. Die Nachtsucher waren nicht nur tumbe Zombies, sondern Neville erkennt die beginnende Sozialisation und in einer sehr schönen Szene verneint er in seinen Aufzeichnungen das Undenkbare für die Nachwelt. Was nicht sein darf, kann nicht sein. Klasse gespielt von Will Smith. Leider ist das Ende dann ein Zugeständnis an die breite Masse. Richtig genial wäre der Film, wenn er ca. 5 Minuten kürzer wäre. Aber das sind Mäkeleien auf hohem Niveau.
Es ist ziemlich leicht, am 17.01. zu schreiben, dass dies der beste Film des Jahres bis jetzt war, aber ich glaube, das wird er auch noch eine Weile bleiben. Ein toller Kinoabend mit einem überraschend überzeugenden Hauptdarsteller.