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Hannibal Rising

gesehen: 16.02.2007 (Kinoplex - Bad Oeynhausen)

Na, dann will ich mal gucken, was den Herrn Lecter so sauer gemacht hat, dass er fortan Menschen zum Fressen gern hat. Außer mir wollten das jedoch nicht allzuviele Kinobesucher wissen. Der zweitgrößte Saal im Kinoplex war in der Freitagabendvorstellung des Startwochenendes nicht einmal zu einem Drittel besetzt.

Zum Inhalt ...

Familie Lecter verlässt auf der Flucht vor den deutschen Truppen ihr Schloß und versteckt sich in einer nahe gelegenen Waldhütte. Bei einem Angriff eines Jagdbombergeschwaders kommen die Eltern der beiden kleinen Mischa (Helena Lia Tachovska) und ihrem Bruder Hannibal (Aaron Thomas) ums Leben. Die beiden Kinder verstecken sich weiter in der Hütte und werden nach einiger Zeit von einem Trupp russischer Söldner gefunden. Nicht gut, wie sich herausstellt, denn die Schergen ketten die Kinder im Haus fest und warten den Abzug der Deutschen ab. Nur verhindert der harte Winter, dass die Männer ausreichend Nahrung finden ...

10 Jahre später - der Krieg ist längst vorbei - flieht Hannibal (Gaspard Ulliel) aus dem zum Waisenhaus umfunktionierten Schloß Lecter und der kommunistischen Sowjetunion zu seiner Tante Lady Murasaki (Gong Li) nach Frankreich. Diese nimmt den Jungen unter ihre Fittiche, lehrt ihn fernöstliche Kultur und (Kampf)technik und ermuntert ihn, Medizin zu studieren. Als Murasaki auf einem Wochenmarkt belästigt wird, regt sich in Hannibal der Drang nach Vergeltung ... die dann sehr fatal ausfällt.

Hmm ...

Hannibal Lecter hat durch Anthony Hopkins sein Gesicht bekommen, seit dieser den exaltierten Kannibalen im "Schweigen der Lämmer" so genial verkörperte. 10 Jahre später gab's noch mal einen Nachschlag, der jedoch bei weitem nicht die Klasse des Originals erreichte. Kurz darauf gab Hopkins erneut den legendären Killer im Remake des "Roten Drachen". Was Lecter so veranstaltet weiß man als regelmäßiger Kinogänger also recht genau. Was noch fehlt ist, warum er so geworden ist. Und hier setzt Regisseur Peter Webber an, der das Buch von Thomas Harris über die Kindheit und Jugendzeit des Dr. Hannibal Lecter verfilmte.

Der junge Gaspard Ulliel mimt ihn diesem Prequel den jungen Hannibal und überrascht mit einerganz ordentlichen Vorstellung. Zunächst habe ich noch gedacht, er würde etwas übertreiben und zuviel des Guten abliefern. Aber in einigen Szenen dachte ich bei Körperhaltung und Ausdruck tatsächlich, dass man die spätere Verkörperung durch Hopkins erahnen kann. Ein bißchen beeindruckend. Auch Gong Li hat mir sehr gut gefallen mit ihrer unterkühlten Art. Absolut glaubwürdig, die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen ihr und ihrem Neffen.

Leider sind die russischen Söldner sowohl im Krieg als auch später sehr eindimensional und typisch gezeichnet. Da fehlt nur noch die Narbe quer über's Auge und ein Haken statt einer Hand, damit man auch als komplett stumpfsinniger Besucher noch mitbekommt, es hier mit einem ganz üblen Gesellen zu tun zu haben.

Auch die Geschichte hat wenig mit der großartigen Erzählung von Jonathan Demmes Film über den Kannibalen gemein. Eine so dichte Inszenierung kann Peter Webber nicht bieten. Nichtsdestotrotz leistet sich das Drehbuch keine groben Schnitzer. Durchgängig spannend und schlüssig, nicht übermäßig vorhersehbar - nur eben nicht besonders originell. Ein solider Thriller aber in jedem Fall. Von einem herkömmlichen Thriller unterscheiden "Hannibal Rising" lediglich die doch sehr expliziten Szenen, in denen Hannibal seiner langsam aufkeimenden Vorliebe frönt. Da ist sehr viel Blut im Spiel und wo letztlich bei "Saw 3" im Kino gewaltig geschnippelt wurde, ließen die Sittenwächter hier reichlich durchgehen.

Zu guter Letzt ist der Film auch noch gut gefilmt. Die Einstellungen, die Farben und Sets haben mir sehr gefallen. Detailverliebt ist vielleicht etwas übertrieben, aber es passte einfach alles zusammen.

Ein rundum ordentlicher und routiniert gemachter Thriller, der nicht unbedingt aufzeigt, warum Hannibal der Hannibal geworden ist der er ist, aber in jedem Fall schaurig und spannend unterhält. Abzüge gibt's nur in der B-Note wegen der etwas unzureichenden Darstellung der Auslöser von Hannibals Obsession.

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