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Kino - dafür werden Filme gemacht

Der Himmel kann warten

20.12.2000 / Residenz (Bückeburg)

Die letzte Klausur für dieses Jahr geschrieben, die Weihnachtsgeschenke größtenteils im Sack und der Wetterbericht meldet Sonnenschein bis nach Heiligabend. Entspannte Stimmung also, als ich mich auf den Weg ins eisekalte Bückeburg machte. Mir war so richtig nach "The Wog Boy", "Unbreakable" oder meinetwegen auch "Düstere Legenden 2", irgendwas, was in dem jeweiligen Genre Spannung oder Spaß versprach ... Ähnlich dachten andere wohl auch, denn der Saal war ganz gut gefüllt. Aber ...

Zum Inhalt ...

Paul (Steffen Wink) und Alex (Frank Giering) sind seit der Grundschule dicke Freunde. Alex war seinerzeit der einzige, der damals mit dem aufgrund einer Krebserkrankung amputierten Bein Pauls so umging, wie dieser sich das wünschte: ganz normal.

Doch die Schulzeit ist längst vorbei und aus den beiden sind angehende Stand-Up-Comedians geworden, die in "Lutz's Comedy Club" dem großen Tag entgegenfiebern. Ein Comedy-Wettbewerb steht an und der Gewinner bekommt eine eigene TV-Show. Bei Paul läuft die Sache eigentlich ganz gut, doch Alex hat sich in eine tragische Nummer verbissen, die er dem Publikum einfach nicht nahe bringen kann.

Kurz vor dem Wettbewerb erfährt Paul, daß sich erneut Metastasen gebildet haben, Paul behält dies jedoch für sich und entscheidet sich, seinem Freund bei dessen Auftritt zu helfen ...

Hmm ...

Das Debütwerk von Brigitte Müller ist alles andere als brachialkomisch wie "Wog-Boy" - obwohl es von Comedy-Künstlern handelt. "Der Himmel kann warten" ist langsam, tragisch und vehalten erzählt und berichtet weniger vom Tun der Künstler auf der Bühne, als vom Seelenleben der Menschen, wenn sie hinter den Kulissen stehen. Zumindest möchte Frau Müller, daß dies so wirkt. Da der Film und die Darsteller auf diversen Festivals über den grünen Klee gelobt wurden, muß da wohl auch was dran sein.

Ich schiebe es also auf meine völlig falsche Erwartungshaltung die ich an die Sneak legte, daß mir diese getragene Schwermut wirklich nicht ansatzweise nahe ging. Die Geschichte ist zugegebenermaßen interessant, wird aber so schrecklich in die Länge gezogen, daß ich desöfteren auf die Uhr sah und auf dem Sitz hin- und herrutschte.

Die stellenweise verteilten Gags (damit meine ich nicht den bewußt unkomischen Besitzer des Clubs "Lutz", der im übrigen dann hervorragend gewesen wäre, wenn er Thomas Hermanns hätte geben sollen, denn der ist ähnlich unwitzig) waren teilweise so alt, daß nicht nur ich die Hand an die Stirn führte. Aber wie gesagt, witzig wollte der Film auch gar nicht sein ... warum versuchte er es dann?

Steffen Wink war an diesem Abend ein Lichtblick auf der Leinwand. Ihm nahm ich den körperlich- und liebeskranken Freund wirklich ab und bei ihm hatte ich dann auch ein ganz bißchen das Gefühl, daß da noch was kommen könnte. Frank Giering kasperte mir vor allen Dingen anfangs viel zu sehr herum und scheute sich nicht, Carreyeske Grimassen zu schneiden - und dabei zu scheitern. In der zweiten Hälfte schaltete er dann auch auf betroffen um und sein Gesichtsausdruck wurde zum Pudel vom Dienst. Am aller nervigsten war jedoch der perfekt deutschsprechende kleine Junge in Los Angeles. Wollen hoffen, daß der nicht noch einmal irgendwo mitmacht.

Los Angeles? Natürlich, jeder mittellose, in Hinterhöfen hausende, den Durchbruch noch nicht geschafft habende Stand-Up-Comedian ohne Auto hat natürlich morgens um 5 auf einer Autobahnraststelle die finanziellen Möglichkeiten einen Spontanflug nach Los Angeles zu buchen. Will Brigitte Müller mich veralbern? Dort einen Lehrer für seinen besten Freund zu suchen ist schon ziemlich hirnlos. Ein Film der erzählt, wie es tatsächlich klappt, gehört weggeschlossen.

Selten habe ich einen Film gesehen, der mich so unentschlossen hat sitzen lassen. Teilweise wirklich gute Schauspieler, eine interessante Geschichte mit einer hemmungslos tranigen Umsetzung und Handlungseinschüben, die ich nicht mal meiner fünfjährigen Nichte verkaufen könnte.

Ingesamt hat mir "Der Himmel kann warten" nicht gefallen ... aber wie gesagt, ich war auch nicht darauf eingestellt.

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