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Der goldene Kompass

gesehen: 06.12.2007 (Kinoplex - Bad Oeynhausen)

Im Trailer flogen wunderschöne Hexen von Luftschiffen herab und grimmige, gepanzerte Eisbären brachen durch Mauern. Sowas gehört ins Kino und sowas will ich auch sehen. Und da mir "Der Sternwanderer" dieses Jahr schon so ausnehmend gut gefallen hat, habe ich ebenfalls eine Karte für den nächsten Fantasyfilm gelöst.

Zum Inhalt ...

Lyra Belacqua (Dakota Blue Richards) lebt in einem Internat, nachdem sie als Waise von Ihrem Onkel Lord Asriel (Daniel Craig) dort in sorgende Hände abgegeben wurde. Er kann sich auf seinen Entdeckungsfahrten leider nicht um das kleine, inzwischen 12jährige, Mädchen kümmern. So oft er kann, kehrt er aber zurück, um nach ihr zu sehen. Lyra hat einen ordentlichen Dickkopf und schert sich mehr um das was richtig ist, als das was richtig sein soll. Zusammen mit ihrem Dämon - einem Tier welches jedem Menschen auf Schritt und Tritt folgt - und ihren Freunden tobt sie oft durch die Gegend.

Als sie eines Abends einen Mantel für einen Streich "leihen" möchte, werden sie und ihr Dämon vom Leiter des Internats und einem Abgesandten des Magisteriums beinahe erwischt. Sie belauscht eine für sie nicht verständliche Unterredung und rettet daraufhin ihrem überraschend auftauchenden Onkel das Leben. Ziemlich viel Aufregung für einen Tag!

Doch es kommt noch schlimmer, ihr bester Freund Roger (Ben Walker) von den Gobblern entführt wird, schwört sie ihn zu retten. Vermeintliche Hilfe bietet ihr die sanfte Marisa Coulter (Nicole Kidman> an. Diese nimmt Lyra mit in die große Stadt, doch entpuppt sich das als Fahrt in die Gefangenschaft. Lyra entkommt in letzter Sekunde und mit Hilfe einiger Gypter, die sie mit auf die Reise nach Norden nehmen. Dorthin wo die Eisbären herrschen und angeblich alle entführten kleinen Kinder gefangen gehalten werden ...

Hmm ...

Unausgegoren ist das, was mir einfiel, als ich zum Auto zurück ging. Der Film war sehr schön anzusehen, aber schlecht zu verfolgen. Hatte interessante Charaktere, aber keine Erklärungen dafür. Machte am Anfang ein großes Fass mit Paralellwelten auf und vergaß das nach 5 Minuten komplett. Und vor allen Dingen ... er war nicht spannend.

Philip Pullman schrieb eine Fantasy-Trilogie, die wohl einen gewissen Bekanntheitsgrad hat, aber an mir bisher komplett vorbei gegangen ist. Und Chris Weitz, dessen bekanntestes Werk wohl "American Pie" sein dürfte, und war laut eigener Aussage von der philosophischen Tiefe begeistert. Irgendwo zwischen Lesen und Realisierung des Films muß diese Tiefe verschütt gegangen sein.

Wenn am Anfang bedeutungsschwanger vom "Staub" erzählt wird, dann ist das in dem Augenblick wirklich spannend. Ganz doof, wenn das dann im weiteren Verlauf gar nicht mehr aufgegriffen wird, außer um das Wort zu nennen. George Lucas hat's mit seiner "Macht" deutlich besser hinbekommen, auch wenn er dann in seiner 4. Arbeit zu dem Thema mit einer blödsinnigen Erklärung alles zunichte gemacht hat. Weisz gelingt es jedenfalls nicht, den Staub und die Parallelwelten so einzubauen, das es Sinn macht.

Der ganze Film lässt zwischenzeitlich den Sinn vermissen. OK, vielleicht nicht den Sinn, aber doch den Zusammenhang. Da springt die Geschichte arg abrupt von einer Sequenz zur nächsten. Zwar immer so, dass mans ich zusammenreimen kann, wie das kleine Mädchen nun schon wieder hier und dorthin kam oder warum sie dort jemanden traf, aber das Reisen zwischen den jeweiligen Orten, ging mir viel zu schnell und mit viel zu wenig Erklärung. Wie man's besser macht schaue man sich beim "Sternwanderer" an. Soviel zur im Buch wahrscheinlich vorhandenen Durchgängigkeit der Geschichte.

Was Weitz jedoch definitiv gelungen ist, ist die Ausstattung! Herrlich. Die Städte, das Eis, die Schiffe und Höhlen. Hat mir alles sehr gut gefallen, sehr detailiert und vielleicht hat er sich dabei verzettelt. Auch die Effekte sind klasse. Die kleinen Dämonen, die ständig die Menschen begleiten sind absolut real animiert (und jetzt sag' mir keiner, dass es echte Tiere waren). An einigen Stellen wurde es mit der Realität für die Zielgruppe wahrscheinlich sogar übertrieben. Bei der Unterkieferszene dachte ich jedenfalls sofort an die Kinder neben mir und wie die wohl schlafen würden. Zimperlich ist der Film nicht!

Ein Nebengrund für den Besuch des Films waren die Schauspieler. Äh, "innen" ;-) Ich mag die Kidman sehr gerne. Optisch hat es sich auf jeden Fall gelohnt, auch wenn man geneigt ist der guten Frau eine dicke Stulle zu reichen, damit sie etwas auf die Rippen bekommt. Gespielt haben sie und ihre Kollegen durch die Bank akzeptabel. Die kleine Dakota Blue Richards war angenehm, Kidman gewohnt kühl und Daniel Craig kam viel zu wenig vor. Alle Gypter und Gobbler mussten eh nur grimmig gucken. Richtig gut gefallen hat mir Sam Elliott als Aeronaut.

Begeistert hat mich "Der goldenen Kompass" auf keinen Fall. Ich kann mir nur vorstellen, dass hier massenhaft aus dem Buch weggelassen wurde. Wem das helfen soll, ist mir nicht klar. Freunde des Buches werden bemängeln, dass so viel fehlt (und dennoch verstehen worum es geht) und Leuten wie mir, fehlt die Tiefe. So bleiben nur sehr schöne Bilder und wenig Interesse auf Fortsetzungen ...

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