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Kino - dafür werden Filme gemacht

"Amistad" (11.02.1998 - Astoria I)

Tja, im Januar konnte ich der Preview von "Event Horizon" leider nicht beiwohnen, so daß ich ganz aufgeregt und unter Entzugserscheinungen leidend mit einem Freund Richtung Bielefeld fuhr. Wir waren uns *ganz* sicher, daß "Besser geht's nicht" gezeigt werden würde, so sicher wie wir uns eigentlich bei jeder Sneak sind ... Als Vorschau lief unter anderem ein Dreamworks-Film "Mäusejagd". Dieser hat das Publikum so begeistert, daß bei der Einblendung des entsprechenden Logos laute "Mäuse, Mäuse" Rufe zu hören waren ... Es kam jedoch etwas völlig anderes!

Zum Inhalt ...

In einer dunklen, sturmgepeitschten Nacht gelingt es dem jungen Cinque (Djimon Hounsou) mit bloßen Fingern einen Nagel aus dem aufgeweichten Unterdeck-Holz des Sklavenschiffes "Amistad" zu ziehen und seine Fesseln zu öffnen. Leise, unterstützt von dem tobenden Orkan, werden seine Mitgefangenen von den Handschellen befreit, um sich kurz darauf auf Deck von den Sklavenhändlern zu befreien. Lediglich zwei Spanier werden verschont, da die Schwarzen nicht in der Lage sind, das Schiff allein zu steuern.

Tage- und wochenlang fährt die Amistad auf hoher See, ohne daß auch nur im entferntesten Land in Sicht käme. Endlich, die Nahrungs- und Wasservorräte sind so gut wie verbraucht, kommt eine Küste näher. Beim Versuch neues Wasser aufzunehmen wird das Schiff jedoch von einer amerikanischen Fregatte aufgebracht und die Schwarzen wieder in Ketten gelegt. An Land entbrennt fast sofort ein Streit darum, ob die Sklaven des Mordes schuldig sind und wem sie eigentlich gehören.

Innerhalb kürzester Zeit melden sowohl die Königin von Spanien, die beiden überlebenden Sklavenhändler und die amerikanische Marine ihre Rechte an dem "Frachtgut" an. Die gerade erwachende Gleichberechtigungsbewegung erscheint in Gestalt von Theodore Joadson (Morgan Freeman) und einem Begleiter vor Gericht. Nach der etwas chaotischen Vorverhandlung bietet sich der junge Nachwuchsrechtsanwalt Baldwin (Matthew McConaughey) Joadson als Beistand an. Er ahnt nicht, daß er dabei nicht nur gegen einen kleinen Richter kämpft, sondern auch gegen die gesamten Südstaaten und gegen einen Präsidenten Van Buren (Nigel Hawthorne), der nach der Pfeiffe der Königin von Spanien zu tanzen droht.

Baldwin plant seine Verteidigung nicht unbedingt im Sinne Joadsons und hat auch sonst keinen leichten Stand: Seine Klienten verstehen kein Wort Englisch.

Hmm ...

Es war schon überraschend, daß das Astoria diesen neuesten Steven Spielberg Film zeigt. Ist ja nicht ganz leichte Kost, die einem da um 23.00 Uhr vorgesetzt wird und besonders kurz ist er auch nicht. Jedenfalls kam ich erst um viertel vor zwei aus dem Kino. Da war ich dann aber nicht besonders müde!

Schon der Anfang nimmt den Zuschauer ziemlich mit. Hier wird mit Blut nicht gespart und die Kamera hält die Befreiung der Sklaven ziemlich großformatig fest. Das ganze passiert ohne viele Worte und wenn, dann nur solche in einer unverständlichen Sprache. So wirken denn die ersten 10 Minuten ... entsetzlich. Nicht im Sinne von schlecht, sondern von wirklich heftig. Die Genugtuung in den Augen der Schwarzen, wenn sie mit Schwertern, Äxten und Keulen auf Ihre Peiniger losgehen läßt die erlittenen Qualen erahnen. Auch spielt hier (und nicht *nur* hier) Djimon Hounsou hervorragend und mitreißend.

Danach wird's ruhiger, sowohl auf See, als auch in der Geschwindigkeit des Films. Lange, ich finde etwas zu lange, wird die Irrfahrt der Amistad gezeigt. Das alles so gut wie ohne verstehbare Dialoge. Nicht schlecht inszeniert, aber vielleicht etwas überflüssig. Der Rest spielt nur noch an Land und ist schon fast ein klassischer Gerichtsthriller vor historischem Hintergrund. Recherche, Gespräche mit den Klienten und Intrigen seitens der Ankläger. Der Zuschauer erkennt nie so ganz in welche Richtung sich der Film wenden wird und ist meist über den nächsten Schritt im unklaren. Lediglich Gut und Böse ist recht schnell voneinander getrennt.

Matthew McConaughey ist diesmal wirklich kein Milchgesicht und macht die Sache für seine Verhältnisse ganz gut. Morgan Freeman schafft es jedoch mit einigen Bewegungen seines Gesichtes seiner Nebenrolle mehr Tiefe zu geben, als McConnaughey mit den angeklebten Koteletten. Fasziniert und gleichzeitig am meisten gestört hat mich Anthony Hopkins als alter Ex-Präsident John Quincy-Adams. Tritt er Anfangs noch als Berater auf, so ist sein abschließendes Plädoyer spätestens nach vier Minuten zu Ende. Zumindest hat dann wirklich jedes KuKluxKlan Mitglied verstanden, worum es geht. Leider gibt Spielberg hier ein wenig viel Text vor und Hopkins redet und redet und redet. Wirklich, daß hat mir den ganzen Film mies gemacht. Es ist zwar gut gespielt, aber was nützt das, wenn der Zuschauer ermüdet?

Alles in allem (und nachdem ich mehrere Nächte über die schrecklichen Schilderungen des Skalvenhandels während der Gerichtsverhandlung nachgedacht habe) ist der Film aber trotzdem uneingeschränkt zu empfehlen. Gute etablierte Schauspieler und ein überraschender Djimon Hounsou machen diese Darstellung einer wahren Begebenheit wirklich sehenswert. Unter Berücksichtigung des einschläfernden Endes sollte man aber nicht in der Woche in die Spätvorstellung gehen.

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