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The New World

Kritik von Jürgen Dick

Vorab muss gesagt werden: Wer in Terrence Malicks „The New World“ einen Siedler- und Indianerfilm erwartet, der bekommt ihn in der Tat geboten. Allerdings in einer Form, die nichts zu tun hat mit Epen à la „Der mit dem Wolf tanzt“. Man wird mit diesem Film noch Stunden nach dem Abspann nicht fertig.

In „The New World“ wird in ruhigem, stetem Erzählfluss die sehr persönlich fokussierte Geschichte von Pocahontas, der „Indianerprinzessin“ (Q\'Orianka Kilcher) entwickelt, entlang der Legende von der Liebe dieser jungen Häuptlingstochter zu dem Seemann und Einwanderer John Smith (Colin Farrell).

Zu Beginn der 17. Jahrhunderts gehört jener Smith zu einem englischen Stoßtrupp, der an der Küste des heutigen Virginia eine Siedlung aufbaut und dabei in Kontakt mit den eingeborenen Indianern vom Stamm der Algonkin kommt.

Der Zusammenprall der Kulturen, sprich: naturverbundener Indianer und materialistisch wie moralistisch verdorbener, gieriger Engländer, ist unausweichlich. Während die Engländer ihren Vorposten zu einem zunächst kümmerlichen, verdreckten Fort ausbauen, beginnt sich der unheilvolle Einfluss der neu eingetroffenen Einwandererzivilisation auch auf die Ureinwohner auszuwirken.

Es kommt zu Konflikten, Missverständnissen, doch auch zu Versuchen der Entwicklung einer Koexistenz. Als die englischen Neuankömmlinge, durch Hunger und Krankheit dezimiert, zugrunde zu gehen drohen, ist es die Häuptlingstochter, die einen Nahrungs-Hilfstrupp zusammenstellt und das Überleben der Siedler sicherstellt.

Wunderbare Naturaufnahmen fließen mit spielerischen Sequenzen ineinander, in denen die junge Häuptlingstochter ihre Phantasien über Liebe und Sinn aufführt: Ihre Stimme kommt zumeist aus dem Off, lange klare Blicke in Großaufnahmen, in die Augen des Gegenüber, dominieren viele Szenen.

Als das wilde Mädchen zur Geisel wird und fortan bei den Engländern leben muss, beginnt ihre Zivilisierung: Eindringlich die Szene, als sie zum ersten Male englische Kleider und Schuhe anzieht und sich ihre anmutige Grazie im ersten Augenblick in steckensteife miedergebändigte Abgerichtetheit verwandelt.

Dennoch ist dies kein platter „böse Zivilisation, gute Eingeborene“-Film. Wer auf Details achtet, wird bemerken, dass die Welt der Eroberer sich nur solange als abstoßend und widerwärtig vermittelt, wie es eine rein von Männersoldaten dominierte Welt ist. Ohne Frauen herrschen unter den englischen Soldaten die Verwahrlosung, der Schmutz und moralistische Schikanen.

Mit dem Eintreffen weiterer Schiffe, mit Familien und Frauen an Bord, wandelt sich das Bild. Im Film beginnt eine fruchtbare, produktive Phase der Expansion, mit Pflanz- und Feldanbau, Verschönerungen. Das alte Fort wird schmuck. Und die Frauen, in deren Händen die Erziehung der jungen „Indianerprinzessin“ liegt, sind freundlich zu ihr.

Mag sein, dass das Leben der eingeborenen Indianer in manchen Szenen ein wenig platt romantisiert wird. Aber die eigentliche, tiefere Geschichte des Filmes ist diejenige von der Begegnung zweier Lebensqualitäten, die einander ausschließen: Die freie, natürliche Bewegung und Vitalität trifft auf die erstarrte Welt der Moralismen.

Und die besondere Kraft dieses Filmes liegt wohl darin, dass er kein Urteil fällt. Sondern einfach das zu zeigen versucht, was ist.

Oder, anders gesagt: Es ist ein Film von der Sorte, der dem Zuschauer ein Angebot macht, der Letzteren also ernst nimmt. Der Film vermag einen zu hypnotisieren. Und er ist ein besonderer Tipp für den Kinogang mit der ganzen Familie.

Diese Kritik ist die Meinung von Jürgen Dick.
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