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Kino - dafür werden Filme gemacht

Summer Of Sam

Kritik von Enno Park

1977 - mit diesem Datum verbinden einige von Euch vielleicht ihr Geburtsdatum oder die Scheidung der Eltern. Eventuell erinnern sich auch manche an den "deutschen Herbst", als hierzulande mal wieder RAF-Terroristen ihr Unwesen trieben. New York hingegen hatte seinen ganz eigenen Sommer 1977.

Dort muss es unzählige dieser Straßen geben: Sie enden einfach vor dem Atlanik, geben einen Blick frei über die See und milchige Hafenkräne. An der Brüstung, gleich neben dem "Dead End"-Schild, treffen sich die Bewohner des italienischen Viertels: Da sind einmal der Kleinmacho Vinnie und seine bildhübsche Frau Dionne. Er arbeitet als Frisör, sie als Kellnerin, beide führen ihr kleines Leben, um Samstag Abend in der Disco "Virgo" ihren großen Auftritt im Travolta-Stil zu haben. Ihre Welt wird nicht mehr dieselbe sein, wenn das "Virgo" schließt, überall nur noch Punk Rock gespielt wird und man sie nicht mal ohne weiteres in den "Club 54" lässt.

Ein anderer Anwesender ist Ritchie, der neuerdings als Punk herumläuft, und so immer mehr zum Außenseiter der Gruppe wird. Er scheint als Punk noch am ehesten Vernunft zu behalten, macht zum Beispiel nicht mit, wenn die Gruppe mal wieder ihren Quoten-Schwulen anpöbelt. Doch auch er hat seine private Leiche im Keller, denn es sind mehr als nur Strip Shows, mit denen er sich im Schwulenschuppen "House of Whale" sein Geld verdient. Der Rest der Gruppe besteht aus gelangweilten Großstadt-Freaks, ständig am Koksen und Tabletten einwerfend, unter ihnen der Kleindealer, in seiner Freizeit ein treusorgender Familienvater.

Schwül ist es im Sommer 1977 in New York, das Thermometer steigt auf weit über 100 Grad Fahrenheit, es kommt zu einem Stromausfall, zu Plünderungen und Unruhen. Die allgemeine Gereiztheit nimmt drastisch zu. Denn ein Serienmörder erschießt wahllos knutschende Pärchen in ihren Autos, was in sehr drastischen Zwischenszenen gezeigt wird. Es sind all diese äußeren Gegebenheiten und Medienereignisse, Fernsehbilder, die das Leben der Einwohner New Yorks bestimmen, obwohl sie als Individuen kaum mit ihnen in Berührung kommen.

Regisseur Spike Lee erzählt keine Geschichte, sondern will das Lebensgefühl einer kurzen Zeit einfangen, was ihm auch vorzüglich gelingt. Das führt aber leider auch dazu, dass der Film sich über lange Strecken fast handlungsfrei durch seine Dialoge schleppt, bis mal wieder ein Mord oder hektisch geschnittene, authentische Fernsehbilder die nächste Zäsur bringen. Bei aller Drastik, Schauspielkunst und Detailversessenheit: Summer of Sam ist gelgentlich ziemlich langweilig, einfach zu lang. Man hätte ihn ruhig eine halbe Stunde kürzer schneiden können. Als eine Art Doku ist der Film aber auf jeden Fall sehr sehenswert, nicht zuletzt wegen des tollen 70er-Jahre-Soundtracks. Im recht jungen Genre der "Lebensgefühl"-Filme kommt er aber bestimmt nicht an "High Fidelity" heran.

USA 1999
mit John Leguizamo, Mira Sorvino, Adrien Brody
Regie Spike Lee

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Diese Kritik ist die Meinung von Enno Park.

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