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Stolz und Vorurteil

Kritik von Jürgen Dick

Der Film vermittelt einen ironischen Blick auf die Praxis der Ehe-Arrangements in der feineren Gesellschaft zur Zeit des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Diese Ironie wird vor allem in Gestalt der Mutter der fünf Bennet-Töchter in die Handlung eingebracht. Die Mutter (gespielt von Brenda Blethyn, an der Seite von Donald Sutherland als warmherziger Vater Bennet) ist sowohl Coach als auch Gegenspielerin ihrer Töchter, welche natürlich ihre eigenen Flausen im Kopf haben.

Liebes- oder Zweckheirat, beide Modelle illustriert der Film am Beispiel der unterschiedlichen Eheanbahnungsgeschichten der Bennet-Töchter. Komische, tragische, auch burleske Verwicklungen geben dem Film Tempo.

Es ist für eine vom sozialen Abstieg bedrohte Familie von eigentlich höhergestelltem Geschlecht eine Frage von existenzieller Bedeutung, dass die Töchter unter die Haube kommen. Es gilt, die Kinder durch erfolgreiche Einheirat gesellschaftlich und finanziell abzusichern. Diese Zustände piekste Jane Austen in ihrem Roman „Pride and Prejudice“ ironisch und gesellschaftssatirisch auf. Sie stellte darin ihre quirlige Protagonistin Elizabeth den Zwängen der Vermittlungsheirat gegenüber.

Elizabeth, die Zweitälteste der Bennet-Töchter, macht es anders als ihre Schwestern, durchbricht die Vorgaben ihrer Mutter und sucht sich ihren Schwarm ganz auf eigene Faust aus. Der trägt in diesem Fall den Namen Mr. Darcy (kühl interpretiert von Matthew MacFadyen), ist reich und gutgestellt, und es ist Teil der Geschichte, dass er Abschied von seinen arroganten Moralvorstellungen nehmen muß, um der Liebe fähig zu werden.

Einfach nur entzückend (und im Film zentral in Szene gesetzt, mit vielen Großaufnahmen) tritt Keira Knightley als Elisabeth auf. Als so eine Art Wynona-Ryder-Typ ist sie schon alleine den Kinobesuch wert. Vom zerknautschten Ingrimm bis zum blitzenden Schalk in den Augen: die Betrachtung dieses interessanten Antlitzes wird den ganzen Film über nie langweilig.

Lobenswert, dass die Regie historische Korrektheit walten liess und bei der Kostümierung allzu grellbunten Details, denen man die Industriefertigung des 20. Jahrhunderts angesehen hätte, entsagt hat. Selbst die Hauptdarstellerin darf auf einen modernen Push-Up dort verzichten, wo aus Gründen der historischen Authentizität nun mal schlicht und einfach keiner hingehört.

Manche der im Film vorgetragenen weiblichen Stoßseufzer über die Männer klingen übrigens gar nicht viel anders als die Bezeugungen heutiger, moderner Frauen über die Männer. Kein Wunder also, dass der Film vor allem Frauen interessiert.

Der Film-Mr. Darcy ist, unbefangen betrachtet, ein recht moderner Typ - er würde im heutigen urbanen Miteinander gar nicht besonders auffallen. Er sieht durchschnittlich aus, will nicht tanzen, kann nicht besonders gut über seine Gefühle reden und hat, wie alle Männer, ganz furchtbar große Schwierigkeiten damit, sich zu binden. Die moderne Frau trifft solche Mr. Darcys heutzutage auf Schritt und Tritt. Wir lernen im Film: Es kommt eben darauf an, solche Männer aufzutauen. Dazu bedarf es weiblicher List und Strategie. Das Thema „Finde den Richtigen!“ hat also etwas ganz und gar Zeitloses. Und so darf man denn wohl auch in den nächsten Jahrzehnten mit weiteren zeitgenössisch gefärbten Remakes dieses Jane-Austen-Evergreens rechnen.

EMPFEHLUNG: Schöner Film, gute Darsteller, nicht recht spannend für uns Buben zwar, aber jedenfalls ein tolles Geschenk an die Angebetete. Am Ende der Vorstellung fällt einem auf, dass man mit mehr als 90% Frauenanteil im Kino gesessen hat. In meiner Vorstellung war ein einziger weiterer Mann im Saal. Beim Aufstehen trafen sich unsere Blicke. Nur kurz. Wir haben beide sogleich verlegen woanders hingeguckt.

Diese Kritik ist die Meinung von Jürgen Dick.
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