Doch der Reihe nach:Der Sohn eines einflußreichen und betuchten Bürgers der Stadt erschlägt einen Schwarzen mit einem Eisenrohr. Das Motiv von Walter Wade Jr. (Christian Bale) ist schlichter Rassismus. Der Eisenrohrschwinger behauptet später zwar es sei in Notwehr geschehen, doch Shaft und wir wissen es sofort besser. Zudem gibt es eine Zeugin, die Barkeeperin des Restaurants (Toni Colette), vor dem die Tat begangen wurde. Die verängstigte Frau gibt jedoch an, nichts gesehen zu haben. Der Mordverdächtige kommt auf Kaution frei, Daddy hat schließlich genügend Kleingeld. Cut. Der Film setzt zwei Jahre später wieder ein. Was ist also geschehen? Ist Wade freigesprochen worden? Nein. Er ist damals geflüchtet. A-ha. Da er nun wieder ins Land kommt, läßt Shaft es sich nicht nehmen, ihn persönlich vom Flughafen abzuholen und ins Gefängnis zu überführen. Diese Sequenz läuft unspektakulär und wenig interessant ab. Trotz der Reporter, die die beiden belagern. Im Gefängnis angekommen, lernt Wade den örtlichen Drogendealer Peoples Hernandez (Jeffrey Wright) kennen, der kurz zuvor von Shaft festgesetzt wurde. Obwohl das reiche Söhnchen bereits einmal auf der Flucht war, setzt der zuständige Richter abermals eine Kaution fest. U.S.-Richter scheinen entweder besonders dämlich oder ausnehmend naiv zu sein.....
Doch der Minidrogenbaron will nicht nur die lächerlichen 40.000 $ Blutgeld, wenn er die kleine Bedienung ins erlösende Licht führen soll. Nein, ihm dürstet nach gesellschaftlichem Aufstieg und dem damit verbundenen, zahlungskräftigen Konsumentenkreis für illegale Substanzen. Und in diese Kreise soll ihn der Sohn aus der Oberschicht einführen. Was dann folgt, ist eine ermüdende Hatz von Mr. Shaft, der die Zeugin vor Peoples und seinen Männer schützt. Hmm ...
Das Übel ist hier die zusammengestückelte Dramaturgie, die hirnrissigen Plotpoints, kurz das unausgegorene Skript, welches sich allzusehr auf den Kultstatus der Hauptfigur verläßt. Beispiele für schlechte Ideen und Logikfehler, für welche die Autoren zehn Schläge mit dem Rohrstock oder extra-mieses Dope verdient hätten: (Vorsicht, nicht weiterlesen, wer sich die "gnadenlose Spannung" im Kinosessel nicht verderben will!)
Es gibt noch mehr Ungereimtheiten ,als die hier aufgelisteten. Doch sollen diese genügen, um das Drehbuch zu "Shaft" in die diesjährige Flop-Ten aufzunehmen. Ärgerlich ist "Shaft" aber nicht allein wegen seiner öden und simplen Story (die anscheinend noch immer zu schwierig war, um sie flüssig zu erzählen), sondern aufgrund der Verschwendung des schauspielerischen Potentials. Christan Bale macht seine Sache als Wade ordentlich und mimt redlich einen Weißen, den man hassen kann. Jeffrey Wright ist sogar großartig und spielt das Klischee des Drogendealers mit Ambitionen genüßlich aus. Über allen thront selbstredend Mr. Jackson. Er ist Shaft. In seinem stilvollen Armani-Outfit definiert er, als lebende Ikone der 70er, den Coolness-Faktor für die Zukunft. Sollte man sich angesichts des vorliegenden Resultats eine Fortsetzung wünschen? Unbedingt! Wenn Samuel L. Jackson Shaft weiterhin belebt, wenn der Soundtrack ähnlich intensiv und retro ausfällt wie diesmal. Und schließlich, wenn ein Skript existiert, für das man sich nicht schämen muß, sowie ein neuer Regisseur gefunden wird, der alle Talente sinnvoll einzusetzen weiß. Shaft, please do it again - just better!!!! |
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Diese Kritik ist die Meinung von Lorenz Reichardt.