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Kino - dafür werden Filme gemacht

The Punisher

Gesehen am 09.06.2004 im Residenz Kinocenter Bückeburg
Kinostart 10.06.2004

Kritik von Johannes Pietsch

"Rache trägt keine Frucht! Sich selbst ist sie die fürchterliche Nahrung", schrieb bereits Friedrich Schiller. Die Suche nach Vergeltung dürfte eines der zugkräftigsten Topoi der Literatur und der Filmgeschichte sein, angefangen vom mykenischen Prinzen Orestes, der in den Dramen von Sophokles und Aischylos den Tod des ermordeten Vaters Agamemnon zu rächen sucht, über Shakespeares Hamlet, der dem Vatermörder Claudius nach dem Leben trachtet, Charles Bronson, der Henry Fonda das Lied vom Tod spielen lässt, bis zum Oscar-preisgekrönten Russell Crowe als rächender "Gladiator" und Uma Thurman als katana-schwingender Racheengel in Quentin Tarantinos "Kill Bill".

Comic-Held Frank Castle alias "The Punisher" ist im Gegensatz zu seinen moralisch integren Marvel-Kollegen Spider-Man, Hulk und den X-Men ein besonders finsterer Vertreter dieser einsamen Rächer, die durch den Verlust geliebter Menschen zum entfesselten Berserker werden. Ohne Superkräfte, dafür aber angetrieben von unstillbarem Verlangen nach Vergeltung, beginnt er nach der Ermordung seiner Familie einen blutigen Rachefeldzug. 1974 brachte Marvel den Comic-Rächer zeitgleich zum berüchtigten Selbstjustiz-Film "Ein Mann sieht rot" erstmals zu Papier.

Bereits 1989 schlüpfte Dolph Lundgren unter der Regie von Mark Goldblatt in die Rolle des Punishers, nun kommt die zweite und ungleich bessere Adaption in die Kinos, in der Thomas Jane als Wüterich im schwarzen Totenkopf-T-Shirt Vergeltung auf archaisch alttestamentarischen Art übt. Produzentin Gale Ann Hurd, in den 90er Jahren die starke Frau hinter Action-Perlen wie "Terminator" und "Tremors", hat zu altem Biss zurückgefunden und alle künstlerische Kompetenz in die Hände des versierten Regisseurs Hensleigh gelegt. Und der zeigt, dass er die Vorbilder "Mad Max" und das "Point Blank"-Remake "Payback" studiert und verstanden hat. So etabliert er mit Thomas Jane und John Travolta als herrlich schmierigem Schickeria-Gangster zwei antagonistische Gegenpole, die den Verlust eines Sohnes zu beklagen haben und bei der aktiven Bewältigung der Trauerarbeit vollständig außer Kontrolle geraten.

Comic-Elemente finden sich bei Hensleigh allenfalls in einem russischen Testosteron-Muskelmann und einem offenkundig von Robert Rodriguez' "Mariachi" inspirierten Gitarren-Killer. Inhaltlich ist der neue "Punisher" als Prequel zur 1989er Adaption aufzufassen, stilistisch atmen beide Filme den Hauch des eisenharten, zynischen 80er-Jahre-Action-Films. Da verwundert es auch nicht, dass sich "The Punisher" (2004) als bunter gemischter Zitatenschatz des klassischen Rache-Films entpuppt: Der finale Shootout aus dem Arnold-Schwarzenegger-Vehikel "Raw Deal" findet sich da ebenso wie Sean Connerys Bemerkung aus "The Untouchables" darüber, mit einem Messer zu einer Schießerei zu kommen, sowie die von gepflegtem Sadismus nur so triefende Idee zum Töten eines Gegners aus dem Finale des ersten "Mad Max".

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Diese Kritik ist die Meinung von Johannes Pietsch.

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