Sandra Bullock mimt die leicht schusselige, aber schlagkräftige FBI-Agentin Gracie, die mit ihrem rechten Punch sogar einer Regina Hallmich einschenken könnte, beim Lachen grunzt und am liebsten ein Junge wäre. Nachdem die unfeminine Beamtin im Dienst über die Stränge geschlagen hat, wird sie mit der Aufgabe betreut, bei einer nationalen Miss-Wahl einen landesweit gejagten Bombenleger dingfest zu machen. Undercover, versteht sich, was für Gracie bedeutet, sich genauso wie die übrigen tumben Blondinen in Glitzerfummel zu hüllen, im Scheinwerferlicht fortwährend mit den Schlüsselreizen zu wackeln und auf die Frage nach ihrem größten Wunsch süßlich lächelnd "Weltfrieden" zu säuseln.
Dass "Miss Undercover" als Komödie nicht recht in Fahrt kommt, liegt an dem viel zu überwertigen Zuschnitt des Films auf seine Hauptdarstellerin. Sandras Loving-Interest Benjamin Bratt hat - außer einer wirklich guten Szene mit einem Schokoriegel - gerade einmal die Aufgabe, attraktiv auszusehen und sich mehrfach von der Hauptdarstellerin verprügeln zu lassen. Als Bauerntrampel gegen den Rest der Welt mag Sweet Sandra eine leidlich witzige Figur abgeben, für eine Persiflage auf Schönheitswettbewerbe und Jugendlichkeitswahn fällt die Regie von Donald Petrie jedoch viel zu betulich aus. Als Action-Komödie taugt "Miss Undercover" ebenfalls nicht, dazu sind Plot und Inszenierung schlicht zu spannungsarm. Nach dem rasanten Action-Comic-Strip, den Drew Barrymore, Lucy Liu und Cameron Diaz in "Drei Engel für Charlie" boten, wirkt Sandra Bullocks Bombenleger-Jagd, während der sie sich sogar einmal im Dirndl auf einen vermeintlichen Attentäter wirft, wie biedere Hausmanns-Kost. Etwas komödiantischen Pfeffer schlagen Bullock und Caine wenigstens aus ihrer Eliza-Doolittle-Professor Higgins-Konstellation, und speziell Michael Caine verleiht dem Film als tuntiger Schönheitspapst, dessen Kommentare über die zumeist völlig vergurkten Auftritte seines Schützlings im Rampenlicht vor Sarkasmus nur so triefen, ein wenig abgründigen Humor. |
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Diese Kritik ist die Meinung von Johannes Pietsch.