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Kino - dafür werden Filme gemacht

Miss Undercover

"Residenz" Bückeburg (28.03.2001)

Kritik von Johannes Pietsch

Mit ihrer Rolle als Everybody's Darling hat Sandra Bullock ebenso abgeschlossen wie als toughe Action-Heroine mit süßem Teenager-Augenaufschlag. Nach ihrem nicht ganz geglückten Ausflug ins Charakterfach in "28 Days" versucht es die deutsch-stämmige Darstellerin nun als Komödiantin: In "Miss Undercover" darf Fräulein Fräuleinwunder, die prinzipiell seit "Während du schliefst" auf einen wirklichen neuen Kinoerfolg wartet, einmal ganz auf ihre unzweifelhaft vorhandenen Slapstick-Talente setzen.

Sandra Bullock mimt die leicht schusselige, aber schlagkräftige FBI-Agentin Gracie, die mit ihrem rechten Punch sogar einer Regina Hallmich einschenken könnte, beim Lachen grunzt und am liebsten ein Junge wäre. Nachdem die unfeminine Beamtin im Dienst über die Stränge geschlagen hat, wird sie mit der Aufgabe betreut, bei einer nationalen Miss-Wahl einen landesweit gejagten Bombenleger dingfest zu machen. Undercover, versteht sich, was für Gracie bedeutet, sich genauso wie die übrigen tumben Blondinen in Glitzerfummel zu hüllen, im Scheinwerferlicht fortwährend mit den Schlüsselreizen zu wackeln und auf die Frage nach ihrem größten Wunsch süßlich lächelnd "Weltfrieden" zu säuseln.

Es liegt weniger an der Hauptdarstellerin, sondern vielmehr den Altstars, dem bisweilen reichlich stotternden Komödiengefährt von "Miss Undercover" Antrieb zu geben. Allen voran wird dem (offensichtlich in jeder Rolle souveränen) Michael Caine Raum gegeben, als exaltierter Gockel alle übrigen Darsteller locker an die Wand und durch dieselbe zu spielen. Diesem ur-britischen Gentleman (mit Neigung für rosa Chiffon) kommt die Sisyphos-Aufgabe zu, aus dem hässlichen Entlein Gracie für die Miss-Wahl ein strahlendes Clerasil-Beauty zu formen. Candice Bergen, die uns ano 1978 im "Love Story"-Sequel "Oliver's Story" zu Tränen (der Enttäuschung) rührte, präsentiert sich als Schönheitszicke prähistorischer Epochen. Und William Shatner darf sich als Conférencier mit Unterwasser-IQ über sein eigenes Macho-Image aus seligen "Star Trek"-Zeiten lustig machen.

Dass "Miss Undercover" als Komödie nicht recht in Fahrt kommt, liegt an dem viel zu überwertigen Zuschnitt des Films auf seine Hauptdarstellerin. Sandras Loving-Interest Benjamin Bratt hat - außer einer wirklich guten Szene mit einem Schokoriegel - gerade einmal die Aufgabe, attraktiv auszusehen und sich mehrfach von der Hauptdarstellerin verprügeln zu lassen. Als Bauerntrampel gegen den Rest der Welt mag Sweet Sandra eine leidlich witzige Figur abgeben, für eine Persiflage auf Schönheitswettbewerbe und Jugendlichkeitswahn fällt die Regie von Donald Petrie jedoch viel zu betulich aus. Als Action-Komödie taugt "Miss Undercover" ebenfalls nicht, dazu sind Plot und Inszenierung schlicht zu spannungsarm. Nach dem rasanten Action-Comic-Strip, den Drew Barrymore, Lucy Liu und Cameron Diaz in "Drei Engel für Charlie" boten, wirkt Sandra Bullocks Bombenleger-Jagd, während der sie sich sogar einmal im Dirndl auf einen vermeintlichen Attentäter wirft, wie biedere Hausmanns-Kost. Etwas komödiantischen Pfeffer schlagen Bullock und Caine wenigstens aus ihrer Eliza-Doolittle-Professor Higgins-Konstellation, und speziell Michael Caine verleiht dem Film als tuntiger Schönheitspapst, dessen Kommentare über die zumeist völlig vergurkten Auftritte seines Schützlings im Rampenlicht vor Sarkasmus nur so triefen, ein wenig abgründigen Humor.

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Diese Kritik ist die Meinung von Johannes Pietsch.

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