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Kino - dafür werden Filme gemacht

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Batman Begins

Kritik von Simon Zehler

Gibt es im Kinoplex eigentlich noch eine Alterskontrolle? Als ich am Freitagabend im neusten Michael Mann Film war, musste ich doch erschreckt feststellen, dass gut 1/5 des Publikums noch der Zahnspangen-Generation angehörte. Dies sollte mich ja eigentlich nicht stören, da ich ja nicht der Vormund bin. Was mich allerdings stört und störte, war die Tatsache, dass eines dieser Pubertätsmonster neben mir saß (inklusive Eltern, welche dachten der Film wär ab 12....vorher toll informiert), Nachos und Popcorn ohne Unterbrechung fraß und bei jeglicher Action-Szene geistreiche Kommentare wie "Boah, Joa, Krass oder Uhh" abgeben musste.

Kinder...man muss sie einfach lieben.

Zum Inhalt:

Kein Vorspann. Keine Einführung. Der Zuschauer wird direkt in einen vermeintlich coolen Club in Miami geschickt, in welchem er die beiden Undercover-Cops Sonny Crockett (Colin Farell) und Ricardo Tubbs (Jamie Foxx) kennen lernt. Diese wollten eigentlich gerade einen kleinen "Drogenfisch" fangen, als Crockett einen Anruf bekommt. In jenem erfährt er, dass ein Informant von ihm mit den falschen Leuten Geschäfte gemacht hat und sie jetzt seine Frau haben. Also lassen die beiden Cops den aktuellen Auftrag stehen und liegen um dem Informanten zu helfen. Dabei erfährt der Zuschauer dann, dass das ganze nur eine Vertuschungsaktion war, um einen viel größeren "Drogenfisch" zu bekommen.

Da dieser aber nicht in Miami "rumschwimmt", sondern wie ein vernünftiger Dealer auf Kuba wohnt, ist der Kontakt viel schwieriger herzustellen. Doch Crockett und Tubbs schaffen es nach einem Psychologischen-Test, welche von Zito (Justin Theroux) durchgeführt wird. Nach dem sie den Kontakt zum kubanischen Drogenkartell hergestellt haben, sinken sie selbst auch immer tiefer in den Drogensumpf. Und nachdem Crockett noch eine kleine Affäre mit Isabelle (Li Gong), der Freundin vom Erzengel Montoya (Luis Tosar), welcher der Drogenhändler überhaupt ist, hat, läuft die ganze Sache noch mehr aus dem Ruder und es kommt zum Showdown...

Hmm...

"Was für ein Scheiß-Film" war das erste, was die Mutter des pubertären Bengels, der neben mir saß und nur futterte, sagte, nach dem am Ende das Miami Vice Logo erschien. Und mir wurde bewusst, dass diese Dame nicht verstanden hat, was für eine Art von Film Michael Mann erschaffen wollt. Wer einen "Bad Boys 3" erwartet hat, wurde schwer enttäuscht. "Miami Vice" ist kein "Bad Boys 3". Michael Mann ist auch kein Michael Bay. Und das ist auch gut so!

Denn wo Michael Bay auf Geschwindigkeit setzt, lässt sich Michael Mann Zeit. Dabei fehlt es dem Film aber nicht an Tempo (Die 132 Minuten vergehen wie im Flug), sondern der Film genießt seine Szenen. Als Crockett und Isabelle in einem Speedboot nach Haiti fahren, hätte es theoretisch gereicht, die Abfahrt und die Ankunft zu filmen. Aber Michael Mann lässt den Zuschauer mitfahren, das Meer genießen und ihn träumen... Miami Vice lebt allgemein von traumhaften Bilder, welche einem noch lange in Erinnerung bleiben.

Die Handlung ist natürlich etwas aufgesetzt und nichts wirklich Neues. Aber die TV-Serie von damals sprühte ja auch nicht vor Innovationen sondern zog ihren Charme aus der Location Miami und den beiden Hauptdarstellern. Diese sind in der aktuellen Version mit Colin Farell und Jamie Foxx passend besetzt, wobei jetzt keiner wirklich heraus sticht. Colin Farell könnte mit seinem Aussehen dafür in jedem schmieren Pornofilm den Hauptdarsteller mimen und Jamie Foxx ist, zumindest bis zum Ende des Films, so ruhig und abgeklärt, dass man meinen könnte, er hätte lethargische Züge.

Aber die beiden passen perfekt in die Miami Vice Welt von 2006. Statt bunter Anzüge und einem legeren Lebensstil ist es 20 Jahre nach der Serie wesentlich dunkler in Miami. Aber auch glaubwürdiger. Denn der Kapitalismus hat natürlich auch nicht vor den Drogenhändlern halt gemacht, und wie in der legalen Welt, geht es ihnen auch immer nur um mehr Macht und Geld.

Und diese düstere und ernste Welt, ist wohl auch einer der Gründe, warum ein Film wie "Bad Boys" beim Publikum besser ankommt als ein "Miami Vice". Deswegen sollte man "Miami Vice" auch eher mit Filmen wie "Colleteral" oder "Crash" vergleichen. Er ist einfach realistisch in seinen Grundaussagen. Nicht in seiner Handlung. Denn sicherlich nicht jeder Undercover-Cop fährt einen Ferrari und kann frei entscheiden, ohne seinen Chef zu informieren, mit welcher hübschen Dame er denn heute mal in die Karibik fährt.

Ein weiterer Grund des kommerziellen Flops ist sicherlich unsere Gesellschaft selbst. Wir leben in einer sehr schnellebigen Zeit, in der die wenigstens Menschen sich wirklich mal Zeit nehmen und genießen. Wenn sie ins Kino gehen, wollen sie Action und Spaß. 2 Stunden lang und dann ist auch gut und man plant, was man als nächstes macht. Und deswegen ist "Miami Vice" auch eine Art Kunstwerk. Da, wo es schnell gehen sollte, nimmt er sich bewusst Zeit und schaltet einen Gang runter. Das sollte manchmal in der Gesellschaft auch so gemacht werden.

Fazit: 8/10. Die Story hin und her, der Film ist etwas Besonderes. Michael Mann zeigt in seiner gewohnt brillanten Weise eine ganz andere Seite von Miami und den Bewohnern dieses "Paradieses". Wenn sie sich Zeit nehmen und genießen können, dann würde ich Ihnen den Film wirklich empfehlen.

Diese Kritik ist die Meinung von Simon Zehler.

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