Produzent, Regisseur, Drehbuchautor und zweifacher Hauptdarsteller - Tausendsassa Herbig wollte es diesmal genau wissen. Einen Kindheitstraum hat sich der Comedy-Star mit dem Western-Klamauk erfüllt, denn Michael Herbig kratzt nicht an dem Nimbus der Karl-May-Klassiker, sondern vollführt mit jedem Gag und jedem Klamauk zugleich eine tiefe Verbeugung vor den Originalen. Selbst ein Lex Barker könnte diesen Verballhornungen nicht böse sein, so liebenswürdig hat sich der Regisseur die ersten kontinentalen Western von damals zur Brust genommen.
Die (natürlich völlig belanglose) Story des Films ist mehr oder weniger eine Eins-zu-eins-Kopie des "Schatzes im Silbersee", der damals das Grundkonstrukt für praktisch alle folgenden Karl-May-Filme lieferte. Gute Weiße werden von bösen Weißen übers Ohr gehauen, und eigentlich gute Indianer halten die Guten für böse und graben das Kriegsbeil aus, in diesem Fall in Ermangelung einer solchen Waffe auch mal zur Abwechselung einen Klappstuhl. Irgendwo in einer tiefen Höhle liegt auch noch ein Schatz herum, um den es eine Menge Keilerei gibt. Alles zum Guten wenden können letztendlich nur die beiden legendären Blutsbrüder, die damals Winnetou und Old Shatterhand hießen. Heute heißen sie Abahachi und Ranger, brabbeln Schwabinger Dialekt und zanken sich meistens wie ein altes Ehepaar. Abahachis rosagewandeter Zwillingsbruder Winnetouch (Herbig in einer Doppelrolle) darf als tuntiger Chef der Schönheitsfarm Puder Rosa die Fingernägel harter Westernmänner maniküren und Cocktails mit kleinen Tomahawks darauf servieren. Auf Seiten der Bösen im Land, wo die Schoschonen schön wohnen, setzt vor allen anderen der wunderbare Sky Dumont Glanznoten gehobenen Blödsinns.
Michael Herbig erzählt seinen Karl-May-Cocktail mit einem immensen Gespür für Bilder, Kameraeinstellungen, Musik und Atmosphäre. Schon in "Erkan und Stefan" verriet der Kreativkopf der Bullyparade ein Händchen für große Kinobilder, welches er damals allerdings weitgehend an die beiden grenzdebil blödquatschenden Hauptdarsteller verschwendete. Hier ist ihm eine Parodie gelungen, die diesen Namen verdient, die mit ebenso viel Liebe zu den Originalen wie zum anarchischen Klamauk unterhält und dabei ausnehmend wohltuend die unsäglichen Rektalregionen zeitgenössischen Filmhumors ausspart. |
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Diese Kritik ist die Meinung von Johannes Pietsch.