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Die Frau des Leuchtturmwärters

Kritik von Jürgen Dick

Zwei Männer, eine Frau – in dem Film von Philippe Loiret entspinnt sich eine in ruhigem Fluss erzählte, anrührende Dreiecksgeschichte, welche im Zuschauer Gedanken über das Wesen der Liebe, über Endlichkeit und Vergeblichkeit auszulösen vermag.

„Die Frau des Leuchtturmwärters“ schildert die kurze Zeit der Begegnung dreier sehr unterschiedlicher Charaktere.

Da ist Antoine (Grégorie Derangère): er ist der Neuankömmling, der Fremde in dem Dorf auf der Insel am Ende der Welt, dessen Vergangenheit dem Zuschauer lange Zeit nicht erklärt wird. Er ist den Dorfbewohnern unheimlich, man reagiert unwirsch auf ihn, gerade deshalb, weil er ein sanfter, leicht verletzlicher Mann ist, eigentlich doch einer, der zu schön, zu klug für das harte Leben in der Einöde ist – was also will der hier?

Zum anderen ist da der Leuchtturmwärter Yvon (Philippe Torreton), ein harter Kerl, jedoch, wie sich alsbald herausstellt, einer mit weichem Inneren unter der ruppigen Schale. Und da ist die schöne Mabé (Sandrine Bonnaire), die mit Yvon verheiratet ist.

Antoine, der sanfte Fremde, den, wie wir später erfahren, seine Kriegserlebnisse innerlich wie äußerlich ans „Ende der Welt“ gespült haben, löst etwas aus in Mabé: Zwischen beiden entspinnt sich eine zarte, zerbrechliche Liebesbeziehung, in der die Angst vor dem „Zuviel“ dominiert, weil sich nämlich parallel zu der geheimen Liebschaft auch eine Freundschaft zwischen Antoine und Mabés Ehemann Yvon zu entwickeln beginnt.

Dieses Dreiecksverhältnis liesse nach allen gängigen Klischees doch eigentlich den Stoff für ein Drama mit den Zutaten einer Eifersuchtsgeschichte erwarten, einem deftigen Drama womöglich gar, bei dem am Ende einer der Rivalen auf der Strecke zu bleiben hätte. Jedoch, es bleiben den ganzen Film hindurch alle menschlichen Bande der Beteiligten zueinander von Achtung, Achtsamkeit und Rücksicht aufeinander geprägt.

Und die Sensibilität, in der dieses intensive Miteinander der drei Charaktere vor dem Zuschauer ausgebreitet wird, die macht wohl den eigentlichen Wert dieses Filmes aus.

Sieht man davon ab, dass zu Beginn die Zuordnung der Personen und die Verknüpfung der zeitlichen Ebenen dem Zuschauer ein bisschen viel Konzentration abverlangen und zunächst einmal etwas undeutlich daherkommen (weswegen allerdings spätere Überraschungen garantiert sind), so wird doch dem Film die Bezeichnung „Meisterwerk“ durchaus gerecht.

Es ist schönstes, anrührendstes Erzählkino, großes Kino eben, mit brillanten Schauspielern und, auch dies nicht zu vergessen, (wie es für gewöhnlich so heisst:) wunderschön fotografierten Landschaften.

EMPFEHLUNG: Eine betörende Liebesgeschichte, und ein Meisterwerk. Der Film wird wohl immer mal wieder in den Programmkinos gezeigt werden, Stichwort „Frauenfilm“ oder „Französisches Kino“, oder ähnlich. Sollte man drauf achten. Und wenn Sie, Mann, diesen Film mit Ihrer Frau besuchen, dann machen sie ihr damit ein wundervolles Geschenk und erweisen sich wieder mal als der gefühlvolle Mann, der sie ja ohnehin sind...

Diese Kritik ist die Meinung von Jürgen Dick.
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