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Dark Water - Dunkle Wasser

Kritik von Jürgen Dick

Der frischgebackenen Alleinerziehenden Dahlia (Jennifer Connelly) droht nach der Trennung von ihrem Mann der soziale Abstieg. Mit ihrer kleinen Tochter Ceci muss sie eine Wohnung in einem armen Viertel ziehen. Im neunten Stock eines abgewirtschafteten Hauses richtet sie sich mehr schlecht als recht ein.

Aller Anfang ist mühsam: Das anfangs widerspenstige Kind muss in der Schule angemeldet werden, ein Job muss her, der Kindsvater meldet Ansprüche wegen des Sorgerechts an, und zu allem Übel gestaltet sich das soziale Miteinander im neuen Haus schwierig. Jugendliche Rüpel treiben ihr Unwesen im Haus, und weder der verschlagene Hausmeister noch der Vermieter zeigen sonderliches Interesse, als Dahlia die Probleme mit dem Wasser reklamiert, das in ihrem Schlafzimmer von der Decke tropft.

Die fragile Lebenssituation der jungen Mutter spielt sich in einer Umgebung ab, die Klaustrophobieängste wecken kann. Dunkle Flure, verwahrloste Kellerräume, ein schrottreifer Fahrstuhl, eine Atmosphäre der Enge und des Halbdunkels illustrieren den ganzen Film hindurch konsequent die Bedrohung.

Daraus entwickelt sich eine klassische Spukgeschichte, die zunächst einmal keine sonderlichen Überraschungen bietet. Der Aufzug, der stehen bleibt, wo er's nicht soll; Schritte im leeren Obergeschoss; nächtliche Flüsterstimmen; und dazu die allerdings nicht konsequent genug herausgearbeitete Verdrängungsgeschichte der Hauptakteurin lassen den Film vorhersehbar werden.

Die Filmstory findet ihre Lösung in der Selbstaufgabe der Hauptperson, was für den Zuschauer deswegen frappierend ist, weil die Einfallslosigkeit überrascht. Man mag vermittels des ausbleibenden Happy-Ends den Einfluss des Japan-Horror-Subgenres am Wirken sehen. Andererseits ist der Schluss letztlich doch wieder typisch für einen Horrorstreifen US-amerikanischer Prägung: Dahlia, so ebenholzmäßig schön sie uns auch den ganzen Film hindurch zu bannen vermag, erweist sich zum Ende als Verliererin - der Ergründung und Bewältigung ihrer eigenen, ohnehin nur recht plump vermittelten seelischen Verstrickung nicht gewachsen. Der Held im US-amerikanischen Horrorkino schafft es entweder, seinen inneren "Boogeyman" zu überwinden, oder er muss sich selbst als Opfer darbringen. Der Dahlia in "Dark Water" ist die letztere Variante zubestimmt.

Trotzdem: "Dark Water" ist ein spannender Film, bei dem man über mangelnde Stringenz in einigen Handlungsdetails gerne hinwegsieht. Die Geschichte wird konsequent aus der Perspektive der Protagonistin heraus entwickelt. Details, die für den Verlauf der Story an sich unwichtig sind, verstärken das Bild einer nicht fassbaren Bedrohung. Der Anwalt, der ein Familienleben vortäuscht; der Vermieter, den ein Wasserrohrbruch nicht kümmert; der Hausmeister, der etwas Schreckliches verheimlicht - in Dahlias Umfeld tauchen nahezu ausschließlich zerrissene Charaktere auf, deren eigene Geschichten jedoch kein Eigenleben entwickeln. Die Außenwelt ist dafür da, Dahlias Inneres zu skizzieren – dort drinnen ist etwas unrettbar verloren gegangen.

Und das "Dunkle Wasser"? Hätte es gar nicht gebraucht. So viel (neudeutsch:) "Soziale Kälte", wie dieser Streifen dem Zuschauer zumutet, ist eigentlich schon Horror genug. Szenen von Toiletten, aus denen das braune Wasser empor sprudelt, wären da nicht wirklich nötig gewesen.

EMPFEHLUNG: Sehenswert! Ein gepflegter Psycho-Thriller mit Horror-Elementen. Wenn man das dunkle Kino endlich wieder verlassen darf, atmet man erstmal tief durch.

Diese Kritik ist die Meinung von Jürgen Dick.

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