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Poseidon

gesehen: 13.07.2006 (Kinoplex - Bad Oeynhausen)

Zwei Filme an einem Abend :-) Gefällt mir. Nur müssten die Filme auch gut sein. Mit "Fast And Furious 3" hatte ich ja schon einen Reinfall am Abend und "Poseidon" wird auch nicht gerade mit Lorbeeren überschüttet. Also schauen, ob ich durchhalte. Jedenfalls war FF3 ausverkauft und in Poseidon hatten sich nur rund 40 Leutchen verirrt. Zumindest schon mal kein blödes Gelaber um mich herum.

Zum Inhalt ...

Der ehemalige New Yorker Bürgermeister Robert Ramsey (Kurt Russel) verbringt mit seiner Tochter Jennifer (Emmy Rossum) und deren Freund Christian (Mike Vogel) den Silvesterabend auf hoher See. Die "Poseidon" - ein riesiges Kreuzfahrtschiff - ist Schauplatz einer exklusiven Festivität zum Jahreswechsel. Während auf der Bühne im großen Ballsaal der Countdown um Mitternacht herunter gezählt wird, entsteht auf der Brücke plötzlich panische Aktivität, als der erste Offizier eine riesige Flutwelle auf das Schiff zu rollen sieht. Leider gelingt das Wendemanöver nicht und die Welle erfasst den Luxusliner breitseits. Einer Welle diesen Ausmaßes ist auch Koloss wie die Poseidon nicht gewachsen und langsam dreht sich das Schiff um die eigene Achse, bis es schließlich kieloben treibt.

Einige hundert Gäste haben im Ballsaal überlebt. Unter Ihnen Kapitän Bradford (Andre Braugher), welcher die panisch in den Trümmern Umherirrenden dazu bewegt, an Ort und Stelle auf Rettung zu warten. Der draufgängerische Profi-Zocker Dylan (Josh Lucas) hat allerdings keine Lust, untätig auf den drohenden Untergang zu warten und versucht sich auf eigene Faust nach oben - in diesem Fall Richtung Kiel des Bootes - zu retten. Bürgermeister Ramsey und noch eine Handvoll Passagiere schließen sich Dylan an und kämpfen sich durch hereinbrechendes Wasser, explodierende Gasleitungen und geborstene Fahrstuhlschächte in Richtung der vermeintlichen Rettung ...

Hmm ...

1972 begeisterten Gene Hackman und Ernest Borgnine in "Poseidon Inferno". Ich habe den Film nicht im Kino gesehen, sondern irgendwann im Fernsehen. Nichtsdestotrotz hat der Streifen derart Eindruck hinterlassen, dass ich bei Bootsunglücken im Film unweigerlich an die Poseidon denke. Das ist wie bei Papiertaschentüchern und Tempo. Der Film war mitreißend, ich war todtraurig, wenn sich jemand für die Gruppe geopfert hat und kann mich an schlaflose Nächte erinnern. Nun ja, ich war auch noch ein wenig jünger ;-)

Und dieses Paradebeispiel des Katastrophenfilms will Petersen nun verbessern - jedenfalls kann ich mir sonst keinen Grund vorstellen, einen Film erneut zu drehen. Erfahrungen mit Wasser hat er bei "Das Boot" und "Der Sturm" zur Genüge gesammelt. Ersteres Werk gilt zu Recht als ein Klassiker und zweiteres ist zumindest für einen angenehmen DVD-Abend zu gebrauchen.

Zunächst macht Petersen auch alles richtig, eine kleine Einführung der Akteure, nicht zuviel Tiefgang, nicht zuviel Hintergrund, man hat ja auch nicht viel Zeit um knapp 10 Figuren ausreichend Platz zum Entfalten zu geben, wenn der eigentliche Star das Schiff ist. Umso verwunderlicher, dass ausgerechnet der absolut nebensächlichen Sängerin der Schiffskombo soviel Filmzeit gewidmet wurde. So hübsch ist Black Eyed Peas Sängerin nun auch nicht. Wenigstens robbt sie nicht mit durch den Rumpf.

Tja, und dann kommt die Welle. Dabei muß Petersen ein Trümmerstück seines Schiffs auf den Kopf gefallen sein, jedenfalls ist von nun an Schmalhans Küchenmeister was die Dialoge und den weiteren Ausbau der Charaktere angeht. Hauptsache es rummst. Überall hängt Gedöns rum, überall brennt es, aus Gasleitungen, auslaufenden Ölrohren oder auch einfach nur so. Auf unterschiedlichsten Ebenen sind die verschiedensten Wassertiefen in den Gängen zu finden und es kann auch durchaus mal sein, dass das verfolgende Wasser je nach Vorankommen der Gruppe langsamer und schneller fließt oder steigt. Das ist so arg, dass es stört.

Außerdem ist zu jedem Zeitpunkt ziemlich offensichtlich, wer ins Gras beißt und wer überlebt. Im Zusammenhang mit der Tatsache, dass das hanebüchene Script die darstellerisch sehr eingeschränkten Schauspieler zu keiner Zeit fordert, führt das zu einer nervigen Langeweile. Niemals baut man irgendeine Beziehung zu den eingeschlossenen auf und dadurch ist man auch niemals berührt, wenn's mal wen dahinrafft. So reduziert sich das Ganze auf ein ziemlich belangloses 10-kleine-Negerlein Spielchen ohne jede Spannung.

Demgegenüber fährt Petersen effekttechnisch einen absoluten Overkill auf. Keine Sekunde in der es nicht brodelt, zischt, knallt, brennt oder explodiert. Ich war von den Effektsalven irgendwann schlicht überfordert. Da kann das auch noch so echt aussehen (was es tatsächlich vielfach nicht tat), es beeindruckt nicht mehr. Zudem ist genau dann die Kamera auch noch reichlich unruhig, zeigt Großaufnahmen und verursachte zu der späten Stunde bei mir Kopfschmerzen. Das hatte ich noch nie - ein Film der mir körperliche Schmerzen bereitet. Dafür hätte Petersen echt einen Innovations-Oscar verdient.

Ansonsten ist das Einzige was die Macher für diesen Film verdienen, einmal den Hosenboden versohlt bekommen und dann in die Ecke stellen zum Schämen! Vielleicht noch 100 Mal an die Tafel schreiben "Ich soll keine Klassiker verunglimpfen!".

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