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"Die Kammer"
(06.07.1997)

Nach unserer Party wollten Alex und ich uns einen erholsamen Abend im Kino gönnen. 'The Fifth Element' läuft zwar bereits in England, aber hier wollte uns den Film niemand zeigen. Also entschieden wir uns für einen anderen Quasi-Science-Fiction-Film. 'Batman und Robin' lief allerdings nur (nach meinen Maßstäben) im Scala in Bielefeld. Also ins Auto gesetzt und ab zum Jahnplatz.

Die Kassiererin verlangte DM 14,-- Eintritt (pro Person!), das geht so langsam an meine Schmerzgrenze (höchster Eintrittspreis bisher: DM 16,-- / Con-Air / Garmisch-Partenkirchen). Als wir jedoch bei der Kartenkontrolleurin ankamen, überfielen Zweifel ob der Qualität des Films meine Freundin und wir wollten unsere Karten umtauschen und in 'Die Kammer' gehen. Dazu kam es allerdings nicht, da uns die nette Kinomitarbeiterin einfach so in den anderen Saal ließ.

So saßen wir also im Keller des Komplexes im LUX I und sahen uns die Vorschauen an. Dabei fiel mir bereits der arg kratzige Ton auf. Leider wurde das auch während des Films nicht deutlich besser. Meiner Meinung nach ist die Tonanlage für die gebotene Lautstärke einfach unterdimensioniert. Viel störender empfand ich aber die Leinwand. Das Bild wurde von hinten projekziert, was z.B. in Bad Salzuflen sehr gut funktioniert. Leider ist die Leinwand im LUX I aber sehr glatt und dadurch leicht spiegelnd. Von unseren Sitzplätzen aus hatte ich immer die Reflexionen der Notausgangsbeleuchtung im Auge. Und wenn man erstmal darauf geachtet hat ... :-( Wenigstens wußte ich wo's rausgeht. Zur Ehrenrettung des Lichtspielhauses sei angemerkt, daß ich sehr bequem gesessen habe.

Sam Cayhall (Gene Hackmann) begeht 1966 Sprengstoffanschläge im Auftrag und als Mitglied des Ku-Klux-Klan. Seine Anschläge sind jedoch immer nur gegen Gebäude und Einrichtungen, nie jedoch gegen Menschen gerichtet. Bei einem seiner Anschläge kommen leider zwei Kinder durch einen unglücklichen Zufall ums Leben. Cayhall wird gefaßt und angeklagt, zunächst jedoch mangels stichhaltiger Beweise nicht verurteilt. Erst Jahre nach dem Anschlag übernimmt ein, auf das Amt des Gouverneurs von Missisipi scharfer, junger Anwalt die Anklage und erwirkt in einem neuen Verfahren die Todesstrafe.

Nach etlichen Jahren des Wartens in der Todeszelle, ist 1996 das Jahr in welchem Sam Cayhall in der Gaskammer hingerichtet werden soll. Doch dazu soll es nicht kommen, zumindest nicht wenn es nach dem Willen des jungen Rechtsanwaltes Adam Hall (Chris O'Donnell) geht. Er hat sich nämlich in den Kopf gesetzt, nach Missisipi zu reisen und den quasi aussichtslosen Fall zu übernehmen. Vor allem vor dem Hintergrund das Sam Adams Großvater ist bekommt dies eine andere Reichweite. In Missisipi angekommen gerät er in ein Klima von Mißgunst und Unwillen seitens der Einwohner. Adams Tante (Faye Dunaway) rät ihm, sich aus dem Fall herauszuhalten, da sonst öffentlich würde, daß sie Cayhalls Tochter ist.

Zu allem Überfluß ist Cayhall selbst gar nicht von der Idee begeistert den Fall noch einmal aufzurollen ...

Ich wollte ja eigentlich 'Batman & Robin' sehen und war daher auch etwas anders eingestellt ins Kino gegangen. Als aber der Film begann, dachte ich mir, daß es wohl doch noch was werden könnte. Der Bombenanschlag war ganz spannend in Szene gesetzt. Doch spätestens als ich das gelangweilte Gesicht O'Donnells auf der Leinwand sah, war es mit der guten Laune vorbei. Selten habe ich jemanden so uninspiriert spielen sehen. Er bringt die Motivation seinen griesgrämigen, rassenhassenden, uneinsichtigen Großvater retten zu wollen in keinster Weise zum Publikum.

Faye Dunaways Rolle ist für den Film ziemlich überflüssig, sie spielt die Alkoholikerin so gut wie Jo Bolling den betrunkenen Andy Zenker in der Lindenstrasse. Einzig Gene Hackmann versucht die Fahne der Schauspielerriege hochzuhalten, hat es aber ob der grottenschlechten Darbietung seiner Kollegen nicht leicht.

Der langweilige Plot tut ein übriges, den Film in die Unwichtigkeit versinken zu lassen. Sämtliche Beweggründe aller Handlungen der Personen bleiben offen. Warum ist Cayhall mal extremer Rassist, dann entschuldigt er sich bei seinem schwarzen Wärter? Warum erzählt Adams Tante die Geschichte ihres Lebens, wo es ihr nur negative Publicity einbringt?

Zu allem Überfluß ist das Ende völlig frustrierend, da es eigentlich fehlt (damit meine ich KEIN Happy End). Im nachhinein frage ich mich, was der Film eigentlich soll.

Mit Blood and Wine und Aus nächster Nähe das langweiligste und überflüssigste was ich je auf der Leinwand sah!

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