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Kino - dafür werden Filme gemacht

28 Tage später ...

09.06.2003 Kinopolis 5 (Bad Oeynhausen)

Wie mir geflüstert wurde, sollte es wohl noch ein wenig dauern, bis dieser englische Horrorthriller in Bückeburg an den Start geht und da ich Sonntagnachmittag "frei" hatte, das Wetter so doll nicht war und das Kinopolis ja wirklich nur 3 Minuten entfernt liegt, begab ich mich eben dorthin.

Ui, schon wieder umrangiert. Die gute Idee, die Tickets an einer extra Kasse zu verkaufen, wurde verworfen und es gibt die Karten nun wieder an den "normalen" Süßigkeiten und PopCorn Kassen - richtigerweise wurde eine dieser Kassen per großem Aushang zum Ticketschalter erklärt. Das Anstehen dauerte trotz 17.30 Uhr Vorstellung und nur 4 Gästen vor mir unanständig lange und war nur dadurch zu erklären, daß die beiden Aushilfskassiererinnen ständig Hartgeld in den Kassen hin und her tauschten. Naja, wenigstens waren sie dabei nett anzusehen ;-)

Und endlich mußte ich meinen Helm nicht mehr abgeben! Ich durfte ihn auf Anweisung des Türste ... äh ... Ticketkontrolleurs in einem eigens dafür aus einer Bahnhofsvorhalle entwendeten Taschenschrank verschließen. Warum mein Fach Nr. 8 die Schlüsselnummer 417 hat, wird mir ebenso ein Rätsel bleiben, wie der Ort, an dem die anderen 57 halbwüchsigen Rollerfahrer (die am Wochenende doch hoffentlich ins Kino strömen) ihre Helme lagern. Die knapp 15 Fächer reichen da sicher nicht.

Zum Inhalt ...

Jim (Cillian Murphy) wacht im Krankenhaus auf und ... ist ganz allein! Mühsam kommt er wieder auf die Beine um gleich darauf festzustellen, daß er nicht nur im Zimmer allein ist, sondern dass das ganze Krankenhaus und gleich noch ganz London komplett menschenleer ist! Er findet schlußendlich noch zwei weitere Überlebende einer Katastrophe, die er nicht mit bekommen hat. Von Selena (Naomie Harris) und Mark (Noah Huntley) erfährt Jim von der mißglückten Befreiung von ein paar für Tierversuche mißbrauchten Schimpansen, welche mit einem Wutvirus infiziert waren.

Die Schimpansen infizierten die Menschen und die 20 Sekunden Inkubationszeit taten ihr übriges um die Menschheit wie man sie kannte auszurotten! Wer infiziert wurde, mutierte zum halbtoten, wütenden Zombie um gleich darauf auf die Jagd nach Menschen zu gehen. Zusammen machen sich Jim, Selena und Mark auf, weitere Überlebende zu finden ... und sich vor den Zombies zu retten.

Hmm ...

Danny Boyle hat mit "Trainspotting" einen ziemlich schonungslosen Film über drogensüchtige Jugendliche und deren Situation gedreht. Mit "The Beach" wagte er sich nach Hollywood und mit "28 Tage später" liefert er einen fiesen, gruseligen Schocker ab - so will uns die Werbung für den Film glauben machen. Beim Ansehen des Trailers denkt man an "Blair Witch Project", "Last Man On Earth" und "Das Relikt" und all das ist der Film nicht.

Die ersten Szenen des Films mit der Befreiung der Affen wirkten wenig mitreißend und wie aus einer x-beliebigen Pro7-Weltpremiere entliehen. Da kam weder Spannung noch Mitgefühl für die Affen auf ... wird bei der Kürze der Sequenz aber wohl auch nicht gewollt gewesen sein. Das folgende Aufwachen Jims und die Erkundung der Umgebung war dagegen überzeugend beängstigend gefilmt. Cillian Murphy ist sicher kein Weltklasse-Schauspieler, bringt die emotionslose Unwissenheit und Fassungslosigkeit Jims in dieser Phase aber sehr gut zum Ausdruck. Die dabei bemühte Bildkomposition mit der mehr als grobkörnigen Optik empfand ich als störend. Der Sinn erschließt sich mir nicht so recht.

Die Geschichte selbst ist nicht deutlich vielschichtiger, als in der Inhaltsangabe angerissen. Eine Gruppe isolierter Menschen flüchtet vor wütenden Zombies. Die dabei auftretenden Spannungen werden von den Darstellern glaubhaft vermittelt. Allzuviel Tiefgang möchte ich in diesen Film gar nicht hineininterpretieren. Hey, es sind ein paar Zombies und ein verkommener Haufen abgehalfteter Militärs, der diese Zombies "plattmacht" - genauso tiefsinnig, wie die C-Filme im Nachtprogramm von RTL2. Da sich der Film dabei in etlichen Szenen schamlos bei anderen Werken des Genres bedient mag man Verbeugung oder Einfallslosigkeit nennen.

Der Film verkommt trotzdem nicht zu einem dieser C-Movies. Dies ist der Verdienst Danny Boyles, der eine verstörende Atmosphäre ohne effektheischerische Special-Effects oder fiese Splatter und Gore Elemente schafft. Mit einfachen Mitteln, dem Spiel mit dem Licht, den Blickwinkeln und einigen wenigen Schockeffekten sowie geschickt eingesetzer Tonuntermalung, wird der Zuschauer im Kinosessel gefesselt. Leider nicht über die komplette Distanz - obwohl der Film nicht wirklich lang ist, war es stellenweise ein wenig fad. Da nicht viel Geschichte zum Kürzen vorhanden ist, stimmt wohl irgendwas mit der Dramaturgie nicht. Da passen dann die unfreiwillig komischen Szenen (z.B. im Tunnel) oder die "künstlerischen" Elemente nicht in den Film (Blumenbild). Das wirkte alles zusammengestusselt.

Gänzlich vermurkst hat Boyle dann das Ende. In der Fortführung der technischen Umsetzung zwar konsequent, aber mit viel zu viel Zuckerguß garniert. Herrgott, warum kann das nicht mal ein bißchen offener gestalten? Mir hätte gefallen, wenn die Gruppe am Ende z.B. von den Kreidefelsen bei Dover aus über den Kanal geschaut hätte, im Hintergrund ein dunkler, rauchiger Himmel und Feierabend ...

Ein "etwas anderer" Film, mit ein paar Schwächen in der Umsetzung, der genau das nicht ist, was der Trailer und die Werbung dem Zuschauer vorgaukelt. Gerade deshalb wird er wohl ziemlich viele unzufriedene Zuschauer aus dem Saal entlassen, denn der "Braindead" Fan wird wohl nicht auf seine Kosten kommen.

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