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Kino - dafür werden Filme gemacht

The Gift

10. Okt 2001, Kinopolis, Hamburg

Kritik von Enno Park

Wenn frau als Hellseherin ihren Lebensunterhalt verdient, stellen sich fast automatisch drei Probleme ein: erstens schlechte Träume und gruselige Momente erleben, zweitens Nachbarn haben, die einen nicht mögen, und drittens Hauptfigur in einem zweitklassigen Horrorthriller sein.

So widerfährt es jedenfalls einer alleinerziehenden Mutter. Inmitten einer wie gehabt bedrohlich-schwü-len Südstaatenatmosphären hat sie alptraumhafte Visionen bezüglich des Verbleibs einer jungen Dame. Selbstverständlich wird die Junge Dame aus dem See gefischt, selbstverständlich wird jemand vor Gericht gestellt und selbst-verständlich deuten weitere Visionen darauf hin, dass nicht unbedingt der richtige angeklagt worden war.

Wohltuend zurückhaltend und dennoch atmosphärisch stimmig setzt "The Gift" seine Stilmittel ein, lässt Geister erscheinen oder das Wetter mal wieder unmiss-verständlich klarmachen, dass der Abend recht dramatisch wird. Weiterhin angenehm ist das Fehlen sich bewegender Fotographien, verwunschener Häuser, und ein Gehirntumore diagnostizierender Psychiater ist ebenfalls nirgends auszumachen.

Auch nennen muss man die recht gute Darstellertruppe: Kate Blanchett als zerbrechlich-starke Frau im emotionalen Wechselbad, Keanu Reeves wie immer etwas fade agierend aber dennoch mal nett gegen seinen Typ (hier als Hinterwald-Brutalo) besetzt, Kathie Holmes als brünettes Gift und hübsch anzuschauende Leiche.

Hätte also ein guter Film werden können. Hätte, könnte, würde - ist aber nicht! Lebensumfeld und die gängigen Kleinstadt-Typen kommen daher wie aus dem Bilderbuch ausgesucht. Brauchen wir nicht einen netten Lehrer? Dazu ne fiese Schlange? Wie wärs noch mit einem schüchternen, aber gutherzigen Psychowrack? Außerdem eine Frau, die von ihrem Mann verprügelt wird und einen zynischen Polizisten? Für den Anspruchsvollen vielleicht noch einen korrupten Staatsanwalt dazu? Könnt ihr alles haben, und auch noch alle hübsch gespielt - und in jeder Hinsicht zuviel des Guten.

Was man jedoch nicht haben kann: Spannung (abgesehen von einigen lichten Momenten), eine interessante Handlung, echten Grusel, ganz sicher keinen Showdown und auf jeden Fall weder Humor noch sonst besonders interessante Dialoge. Was bleibt ist ein typischer, mittelmäßiger Mystery-Thriller mit erheblichen Längen, der versucht, mal nicht reißerisch sondern menschlich daherzukommen, damit aber nur langweilen kann.

USA 2001, 111 min
mit Kate Blanchett, Keanu Reeves, Kathie Holmes
Regie: Sam Raimi

Besucher Nr. seit 27.10.2001


Diese Kritik ist die Meinung von Enno Park.

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