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Scoop, der Knüller

Kritik von Jürgen Dick

"Scoop" ist eine Woody-Allen-Kriminalkomödie, die den Zuschauer nicht etwa durch einen kniffeligen, durchdachten Handlungsfortschritt zu packen vermag, wohl aber durch den selbstironischen Ton, wie er den Allen-Komödien und den darin auftretenden Figuren zueigen ist. Dieser Ton stellt wohl den Grund dafür dar, warum jeder neue Film Allens im Allgemeinen unter dem Signum "Der neue Woody Allen" vorgestellt wird. Das kann man in dem Sinne verstehen, dass es sich auch bei diesem neuesten "Woody Allen" wieder um ein letztlich unverwechselbares Werk, ein Unikat, handelt. Um einen "Woody Allen" eben.

In "Scoop" strömt uns des Meisters ironischer Blick auf das Menschenmiteinander praktisch aus allen Ritzen entgegen und verleitet mindestens zum Mitkichern, jedenfalls, sofern man sich auf dieses allgemein als eher "leicht" charakterisierte Allen-Werk einzulassen vermag.

Die Handlung ist schnell skizziert. Die Nachwuchs-Journalistin Sondra Pransky (Scarlett Johansson) erfährt als Bühnengast in der Zaubershow des linkischen Magiers Sid "Splendini" Waterman (gespielt von Allen selbst) vom grausigen Geheimnis des englischen Aristokratensohnes Peter Lyman (Hugh Jackman). Der soll nämlich nicht weniger als der langgesuchte "Tarotkartenmörder" sein, ein Strolch mithin, der tagsüber den Ehrenmann gibt, aber eben in so mancher Nacht seiner verborgenen Neigung nachzugehen pflegt. So jedenfalls der von einem jenseitigen Geist an die hübsche Sondra herangetragene Verdacht über den vorgeblich untadeligen Adligen. Ob dieser sensationellen Mitteilung wittert die junge Studentin ihre große Chance.

Sondra und "Splendini" beginnen nun, als reizendes komödiantisches Paar ihre ureigene Version eines investigativen Journalismus der skurrilen Sorte zu entwickeln. Hier der in die Jahre gekommene Bühnenzauberer, da die übereifrige Journalistikstudentin, die sich irgendwann auch noch in das Objekt ihrer Observierungen zu verlieben beginnt - in dieser Konstellation können die Hauptdarsteller ihre Figuren mit jenem personenbezogenen, hintergründigen Humor in Szene setzen, ohne die der Film im Grunde gar nicht zur Geltung kommen würde. Die Handlung alleine hätte den Film nämlich nicht heraus-, sondern wahrscheinlich vollends in den Kritikerschlund hineingerissen, denn sie weist durchaus Lücken und Längen auf. Dies zeigt sich überhaupt schon in der phantasielosen Ansetzung einer Geistererscheinung als Auslöser für die eigentliche Geschichte.

So aber entwickelt sich "Scoop" zu einer hintergründig-doppelsinnigen Farce auf das Krimigenre. An der Stelle des allfälligen Kommissars, des smarten Detektivs, des mit allen Wassern gewaschenen Geheimagenten erlebt man in "Scoop" einen selbstzweiflerischen Provinzbühnen-Zauberer. Und anders als etwa im neuen Bond tritt die Filmschönheit in Allens "Krimi" zumeist in der Kleidung einer Landpomeranze auf, in durchweg völlig stilverfehlter Garderobe, was angesichts der unbestreitbaren Attraktivität der Johansson fast schon ein Verbrechen darstellt. Von dieser Einschätzung muss allerdings die Szene mit der blonden Scarlett im roten Badeanzug ausdrücklich ausgenommen werden - die hätte dann doch sogar dem neuen Bond gut angestanden. Zum Ende hin kommt es dann gar zu einer echten Szenen-Anschlußpanne, als nämlich die soeben in hellgrünen Kleidern ertrunkene Hauptdarstellerin, noch triefend nass, dann doch wieder in der Küche steht – allerdings in schwarzer Garderobe. Und wir Zuschauer atmen und lachen befreit auf, beides zugleich, über einen Film, den anscheinend noch nicht mal sein Regisseur ernst genommen hat.

Kurz und gut, man könnte "Scoop" durchaus als listige, und im Grunde gar einzig ernstzunehmende Antwort auf den neuen Bond bezeichnen. Aber auf diese Einschätzung wäre wohl noch nicht mal der Meister selbst gekommen, deswegen soll diese hier doch lieber im Konjunktiv gehalten bleiben.

EMPFEHLUNG: Wo "Scoop" noch läuft – nicht verpassen. Für den Notfall sollte man sich die DVD besorgen.

Diese Kritik ist die Meinung von Jürgen Dick.
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