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Kino - dafür werden Filme gemacht

Road To Perdition

Kritik von Mike Reisner

(Achtung: Der Text verrät einiges vom Inhalt!)

Für jeden Filmfan war American Beauty eine cineastische Offenbarung. Wenn Regiewunderkind Sam Mendes also mit seinem neuen Film an den Start geht, man sich die Besetzungsliste (Tom Hanks, Paul Newman, Jude Law, Jennifer Jason Leigh) zu Gemüte führt und sich zuvor schon ein wenig über den Inhalt informiert, ist ein Kinobesuch beschlossene Sache. Und so erging es auch mir, weshalb ich mich am Freitag ins Village Cinema (Wien 3) aufmachte, um endlich wieder einmal ein unvergessliches Kinoerlebnis zu genießen (der Kinosommer ist so erschreckend schwach....).

Jetzt zur Sache: Im Mittelpunkt stehen eindeutig Vater/Sohn-Beziehungen/Konflikte, deren drei in „Road to Perdition“ aufeinandertreffen und die Story entscheidend prägen. Zunächst einmal sind da der Mafiapate Jack Rooney (Paul Newman) und dessen Sohn Connor (Daniel Craig), deren Verhältnis zueinander als „gestört“ bezeichnet werden kann. Connor erkennt die übergroßen Fußstapfen, die ihm sein Vater hinterlässt und die ihm (aufgrund seiner Labilität und Charakterschwäche) definitiv zu groß sind. Das Familienoberhaupt Jack Rooney würde sich wohl eher einen Sohn wie den Hauptprotagonisten Tom Hanks alias Michael Sullivan wünschen, der eine Art Ziehsohn für Rooney ist und ihm als verlässlicher Auftragskiller und Freund zur Seite steht.

Bei einem weiteren Auftrag schießt Connor wieder einmal weit über das Ziel hinaus und erschießt einen aufmüpfigen Mitstreiter seines Vaters (*g* Paradoxon...). Sullivan spielt den „Ausputzer“ und steuert damit auch einige Leichen bei. Grundsätzlich wäre dies natürlich im Unterweltmilieu kein Problem, doch leider beobachtet der Sohn Sullivans (Michael Jr.) die unschöne Szene, woraus sich ein Problem für die Mafiasippschaft ergibt.

Michael Sullivans jüngerer Sohn und dessen Frau (kleine aber feine Rolle für Jennifer Jason Leigh) werden daraufhin von Connor ermordet, die beiden Michaels entgehen nur knapp dem gleichen Schicksal.

Von dem Auftragskiller mit Photo-Spleen Maguire (sic & famos: Jude Law) gejagt fliehen die beiden quer durchs Land mit dem Ziel „Perdition“ und von Rachegelüsten geplagt. Auf dieser Reise ins Ungewisse kommen sich Vater und Sohn näher, werden aber letztendlich (nach vollzogener Vendetta an Connor und dem unausweichlichen Mord an Ziehvater Jack Rooney) für immer getrennt. Im paradiesischen Ort Perdition angekommen fällt Michael Sullivan seinem Verfolger Maguire zum Opfer, um wenig später von Michael Jr. zur Rechenschaft gezogen zu werden.

So vielversprechend sich der Inhalt anhört, so zwiespältig ist er auch. Grundsätzlich sind die mehreren und überlappenden Vater/Sohn – Konstellationen als Storyaufhänger natürlich eine wunderbare Idee. Nur: Leider schafft es Mendes nicht, die Beziehungen so weit „herauszuarbeiten“, dass der Zuschauer in irgend einer Weise davon berührt wird. Insbesondere die konfliktträchtige Beziehung zwischen Jack Rooney und seinem missratenen Sohn Connor, aber auch das Verhältnis zu Michael Sullivan Sen. gerät viel zu oberflächlich und beiläufig, um der Story die nötige Brisanz zu geben und wirklich Tragik zu ermöglichen.

Auch die Annäherung zwischen den Sullivans auf der Fahrt nach Perdition ist substanzlos und stereotyp dargestellt. Schade, wenn man bedenkt, dass das Grundgerüst der Story (inkl. dem zeitlichen Hintergrund Amerika der 30iger Jahre) viel mehr als das hier Vorgelegte hergegeben hätte.

Über diese Schwächen hinwegtrösten kann uns jedoch eine hervorragende Schauspielerriege. Allen voran steht ein toller Jude Law als krankhaft passionierter Auftragskiller und ein wunderbarer Paul Newman als Mafiaboss (dessen Rolle leider viel zu dürftig ausgefallen ist). Auch der junge Tyler Hoechlin weiß zu gefallen, wie auch Daniel Craig, Jennifer Jason Leigh und der oft unterbewertete Stanley Tucci. Der geneigte Leser wird sich jetzt natürlich fragen: WHAT ABOUT TOM „EVERYBODYS DARLING“ HANKS? Hm.... schwierig, schwierig. Tatsache ist: Der große Rollenwechsel (Hanks als böser Auftragskiller) ist definitiv ausgeblieben! Zu keinem Zeitpunkt wird Sullivan dem Publikum als Bösewicht „verkauft“, vielmehr wird dessen Blutrache als etwas Legitimes und Verständliches suggeriert. Der zweifache Oscarpreisträger Hanks spielt das was er kann und das spielt er wie immer sehr gut. Er verleiht seinem (eigentlich recht ruhigen und gefassten) Charakter eine große Portion Melancholie. Ein wenig mehr Kanten hätten seiner Figur jedoch sicherlich gut getan, um neben der Melancholie auch „aktivere“ Gefühlsregungen zuzulassen.

Ein weiterer Pluspunkt sind die wunderbaren Bilder, die uns „Road to Perdition“ serviert. Von den düsteren Gassen und Hinterhöfen in den Städten und den wundervollen Landschaften auf der Fahrt/Flucht bis hin zum paradiesischen Ort Perdition stimmt hier einfach alles und es ist auch nichts dem Zufall überlassen (man beachte die Farbgebung besonders in den Perdition – Sequenzen!). Auch der Soundtrack passt perfekt ins Bild und bietet die perfekte Untermalung zur jeweiligen Szene.

Fazit: Ein durchaus sehenswerter Film mit überzeugenden Akteuren, der jedoch inhaltlich nicht ganz überzeugen kann.


Diese Kritik ist die Meinung von Mike Reisner.

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