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Kino - dafür werden Filme gemacht

Monster

Kritik von Barbara Cerveny

Mir fehlen die Worte! Zwar die schlechteste Vorraussetzung für eine Filmkritik, aber das beste Argument, sich diesen Film anzuschauen.

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll zu schwärmen. Ich muss zugeben, dass, als ich Charlize Therons Auftritt bei der Oscar-Verleihung sah - das kleine Mädchen aus Südafrika, das sich nie erträumt hätte, den roten Teppich Hollywoods zu betreten, und tränenüberströmt ihrer Mutter dankte, "die so viele Opfer brachte, damit ich hier leben und meine Träume verwirklichen konnte" - da dachte ich mir, dass sie ja schnell und gut von Halle Barry (2002) und Nicole Kidman (2003) gelernt hatte und dafür sorgte, dass die Tradition der heulenden Oscar-Preisträgerinnen nicht ausstirbt.

Doch als ich im Kino saß, war ich von ihr überwältigt. Als sie auf der Leinwand mit 15 Kilo mehr auf den Rippen, fettigen Haaren, befleckter Haut, Doppelkinn und falschem Gebiss auftauchte, musste ich erst mal schlucken. Zwar können Maskenbildner heutzutage Spitzenarbeit leisten und aus jedem Durchschnittsmädel ein Model machen, doch zu dieser Verwandlung gehört mehr als nur ein gutes Schmink-Händchen. Charlize Theron verschmilzt förmlich mit ihrem vulgären Äußeren. Die verletzte, am Boden zerstörte Prostituierte kriecht ihr aus allen Poren und drückt sich in ihrer Haltung, ihrem Gang, ihrem schroffen Mundwerk und ihren unweiblichen Bewegungen aus.

Sich den Film anzuschauen lohnt sich aber nicht nur wegen Charlize Therons schauspielerischer Leistung. Auch sein Inhalt ist zwar kein leichter Brocken, jedoch sehr interessant und gesellschaftskritisch. Und die Tatsache, dass die Geschichte auf einer wahren Begebenheit basiert, gibt dem Film einen besonderen Beigeschmack.

Ein paar Worte zum Inhalt: Aileen (Charlize Theoron) landet nach einer harten Kindheit und einigen Vergewaltigungen mit 13 Jahren auf dem Strich. Nie hat sie etwas anderes gelernt und nie die Hoffnung aufgegeben, ein besseres Leben zu führen. An ihrem Tiefpunkt angelangt, möchte sie sich eine Kugel in den Kopf schießen. Doch vorher will sie die letzten 5 Dollar in ihrer Tasche ausgeben und geht in eine Schwulenbar. Dort trifft sie die 18-jährige lesbische Selby (Christina Ricci). Aus der anfänglichen Abneigung entwickelt sich eine tiefgreifende Liebesaffäre. Aileen scheint endlich jemanden gefunden zu haben, der mehr in ihr sieht als die Straßennutte und zu ihr aufschaut. Zum ersten Mal hört sie die drei Worte, nach denen sie sich ihr Leben lang gesehnt hatte.

Selby sieht in der coolen, vorlauten Aileen ein Vorbild, und die Möglichkeit von ihrer strengen, einengenden Familie, die kein Verständnis für ihre sexuelle Neigung hat, zu fliehen. Zu Beginn gefällt es Selby, da das Leben mit ihrer Partnerin eine "Party" zu sein scheint und beide sind glücklich wie noch nie zuvor. Doch dann wird Aileen brutal vergewaltigt und entkommt nur haarscharf dem Tod. Aus Notwehr bringt sie ihren Freier um und klaut sein Geld und Auto. Von da an sieht Aileen ihre Chance, Geld darin zu verdienen, indem sie Freier mit perversen Neigungen umbringt ... bis die Situation eskaliert.

Die verzwickte Beziehung zwischen Aileen und Selby wird sehr gut dargestellt. Auf der einen Seite steht die Abhängigkeit der beiden, die Zuneigung, die Gefühle für einander, das Wissen wie sehr man den anderen braucht, auf der anderen Seite das Ausnutzen, die egoistische Ader, die eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. Obwohl Charlize Therons schauspielerische und verwandlungstechnische Meisterleistung zum Erfolg des Films sehr viel beigetragen hat, steht Christina Ricci durchaus nicht in ihrem Schatten. Die Rolle des pubertären verunsicherten Mädchens, das weder sich noch ihren Weg gefunden hat, das aus Einsamkeit und Naivität ihren einzigen Bezugsmenschen in einer Prostituierten hat, spielt sie hervorragend.

Der Film hat mich bewegt. Die packende reale Darstellungsart, die soziale Ungerechtigkeit, der brutale Straßenstrich, die kindliche Naivität, die Aussichtslosigkeit, die permanente Hoffnung, der menschliche Verrat, das erbarmungslose Ende und der hohe Wahrheitsgehalt gehen unter die Haut. Noch lange nach der Vorstellung habe ich an den Film denken müssen. An Szenen, in denen Aileen von einem Polizisten zur Prostitution gezwungen und gedemütigt wird. An Szenen in denen sie versucht, ein normales Leben zu führen mit einem normalen Job - und jede Hand nach der sie greift, sie fallen lässt.


Diese Kritik ist die Meinung von Barbara Cerveny.

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