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Kino - dafür werden Filme gemacht

Master & Commander

Kritik von Dietmar Kesten

Die GORCH FOCK UND HANS ALBERS - DER REST WIRD TREIBGUT

„Gladiator“ Russell CROWE (Regie: Ridley SCOTT, 2000) ist auf die Schiffsplanken umgestiegen. Hollywoods Oscarpreisträger ist unter der Regie von Peter WEIR („Club der toten Dichter“, 1988; „Truman Show“, 1998) in einem Film zu sehen, der auf einer Romanserie des Briten Patrick O’BRIAN basiert, der die Zeit der Napoleonischen Kriege in Büchern beschrieben hatte (etwa zu vergleichen mit Fritz REUTER, der die Revolutionsjahre in Deutschland 1870/71 als Gesellschaftsschilderungen in Fragmenten vorlegte). Kapitän Jack AUBREY befehligt einen Zweimaster. Als dieser von einem feindlichen Schiff angegriffen wird, kreuzt er als „Master and Commander“ über die Ozeane, um an Ende das feindliche Schiff zu besiegen.

Über Russell CROWE kann man geteilter Meinung sein. Ebenso über das PR-Getöse, das in den USA bereits für vielversprechende Einnahmen sorgte. Die Frage, die sich aufdrängt ist schlicht und ergreifend die: kann der Film das einlösen, was er verspricht? Reichen knapp 2 ½ Stunden Schlachtendonner und Orkan aus, um das Publikum zu begeistern? Für einen Action-Film fehlt die Spannung; als Drama ist er ungeeignet, weil es der dünnen Story an einer kontinuierlichen Entwicklung mangelt, und ob der Film das einlösen kann, was er verspricht, muss abgewartet werden.

Dies trifft ebenfalls auf Russell CROWE zu, der mit zunehmender Länge des Films in der Versenkung verschwindet. Nicht er, sondern sein Schiff spielt letztlich die Hauptrolle. Auf der Suche nach Details verliert er sich zwischen Segeln, Schiffsplanken und jeder Menge Rum. Die Charaktertiefe, die ihn noch in „Gladiator“ auszeichnete, sucht man hier vergeblich.

Er kämpft gegen einen Feind, den er nicht sieht, und mit dem ihn auch nichts verbindet. Sein Pathos wirkt doch ziemlich aufgesetzt. Selbst in der entscheidenden Seeschlacht gehen die Bilder baden und CROWE geht im übertragenen Sinne über Bord. Die imposanten Wellen, die zwar beeindruckend sind, werden schnell vom Pulverdampf ersetzt. Die Story ist dahin. Der Zuschauer wird mit der wogenden See allein gelassen.

„Bis ans Ende der Welt“ heißt der Untertitel. 1805 muss die ‚Surprise’ auf der Jagd nach dem unsichtbaren Schiff der Franzosen erkennen, das der Feind ein namenloser Komparse bleibt. Bisweilen kommt man sich vor, als würde Kapitän AHAB aus Melvilles Roman „Moby Dick“ über die Meere kreuzen, der auf der Jagd nach dem weißen Wal am Ende erkennen muss, „dass alle seine Mittel vernünftig“ waren, nur „sein Zweck wahnsinnig“. Der Hollywood-Held als Haudegen Ihrer Majestät bleibt leider nur ein moderner Hans ALBERS. Und die ‚Surprise’ schippert als Gorch Fock der Schlacht um Einspielquoten entgegen.


Diese Kritik ist die Meinung von Dietmar Kesten.

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