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Kino - dafür werden Filme gemacht

Die Journalistin

Kritik von Dietmar Kesten

Veronica Guerin als „Die Journalistin“ recherchiert in Dublin gegen die Drogenmafia. Durch einen gezielten Schuss ins Bein soll sie von ihrem Vorhaben abgebracht werden. Doch das schreckt sie nicht ab. Fortan versucht sie die Politik in Irland in Reportagen auf Ziele und Methoden der Drogenbosse aufmerksam zu machen und die Öffentlichkeit zu gewinnen. Das bezahlt sie mit ihrem Leben. Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit: die echte Veronica Guerin wurde 1996 erschossen.

Cate BLANCHETT, die noch im Dezember als Elfenkönigin im letzten Teil von „Herr der Ringe“ zu sehen sein wird, beweist ihre schauspielerisches Können als moderne ‚Jeanne d’Arc’. Regisseur Joel SCHUMACHER, der noch jüngst mit „Nicht Auflegen“ an einen weiteren Achtungserfolg anknüpfte, bläst mit dem Produzenten Jerry BRUCKHEIMER, der sich vor allem einen Namen durch Action-Spektakel machen konnte, die Lebensgeschichte dieser Frau zum reißerischen Thriller über den Kampf gegen das Böse auf. Die Handlung erinnert an den pädagogischen Zeigefinger, der dann überhöht wirkt, wenn die burschikose Journalistin über Schulhöfe mit Fixerbesteck schlendert, sie Jugendliche im Kostüm interviewt und mit ihrem Informanten aus der Drogenszene nette Blicke austauscht. Dabei agiert sie leider zu naiv und wenig überzeugend. Als ob sich die Drogenbosse von einigen Artikeln über sie einschüchtern ließen? Ihre Arbeitsmethoden sind dann sicherlich auch nicht auf dem neusten Stand, wenn es gegen Drogen, Drogenmissbrauch und Drogenkartelle geht.

Diese unübersehbare Schwäche zieht sich durch den gesamten Film, der wie eine Moralkeule wirkt, und sich an die Tristesse von Plattenbauten, herumlungernder Jugendlicher, leerstehender Häuser und schmuddeligen Hinterhöfen anlehnt, die sattsam bekannt sind, und die vorgeschoben erscheinen, wenn es sich um Filme mit sozialem Hintergrund handelt. „8 Mile“, (2003) der von der Lebensgeschichte des Rappers ‚Eminem’ handelt, könnte als Vorbild für „Die Journalisten“ gedient haben; denn auch er spielt mit den Effekten der kalten Umgebung, in der sich das soziale Engagement und die Überlebenskunst als Hort des Friedens erweisen soll.

Das Pathos, das aufgetragen wirkt, ist deshalb ziemlich zähflüssig, und die ständige Tränendrüse, auf die herumgetreten wird, erscheint nicht nur störend, sondern er nimmt dem Film eine Aufgabe, die er hätte wahrnehmen können: den Kampf gegen Drogen tatsächlich zu problematisieren. Leider verschwindet die persönliche Tragik der Veronica Guerin dahinter. Und wie der Film begonnen hatte, so endet er auch. Guerin wird von Schergen der Drogenmafia in ihrem Auto erschossen. Dass dann der Tod dieser Frau noch dazu missbraucht wird, der so ärmlichen Politik ein Denkmal zu setzen, ist ein schlechter Traum. Zwar haben Verhaftungen, Prozesse und Konfiszierung des Vermögens der Drogenbosse in Irland dazu geführt, dass mit der Drogenbekämpfung endlich begonnen wurde. Doch konnte dem Drogenuntergrund nie das Wasser abgegraben werden. Veronica Guerin als ‚Volksheldin’ darzustellen, ist ebenso melodramatisch wie die Recherchebank: Drogen und Drogenmissbrauch lässt sich leider nicht durch ein ‚gutes Herz’ besiegen.

Fazit: Ein engagierter Film, der sich mit der Drogenproblematik beschäftigt. Leider wirkt er zu aufgesetzt und wenig überzeugend, da er ständig mit Moralität und Tränen schwanger geht. Cate BLANCHETT spielt zuverlässig wie immer, ohne große Schnörkel und mit einer beachtenswerten Herzlichkeit. Die dünne Story ist ohne große Überraschungen. Doch die Problematisierung des Stoffes hätte es verdient, eine Schneise zwischen Tragik, Hoffnungslosigkeit und Menschen, die dem Drogenmissbrauch den Kampf angesagt haben, zu schlagen.


Diese Kritik ist die Meinung von Dietmar Kesten.

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