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Kino - dafür werden Filme gemacht

Harry Potter und der Gefangene von Askaban

Gesehen am 02.06.2004 im Residenz Kinocenter Bückeburg (Vorabpremiere)
Kinostart 03.06.2004

Kritik von Johannes Pietsch

Geduld ist bekanntlich eine Tugend und der weltweiten Potter-Fangemeinde schon lange nicht mehr fremd: Doch wie schon bei der langen Pause zwischen Buch Nummer vier und fünf hat sich das Warten auch bei der dritten Verfilmung gelohnt: Unter der Regie des Mexikaners Alfonso Cuarón wurde "Harry Potter und der Gefangene von Askaban" zum unzweifelhaft besten Teil des magischen Franchise.

Was jedoch eindeutig nicht nur dem Regisseur, sondern auch der literarischen Vorlage zu verdanken ist: Im dritten Roman verliert Joanne K. Rowlings magische Zauberwelt ihre kindliche Unschuld, werden die Geschehnisse düsterer, die Figuren komplexer, die Story vielschichtiger und verschlungener. Wie die jugendlichen Darsteller ist die Harry-Potter-Saga in der Pubertät angekommen. Daniel Radcliffe darf damit im dritten Anlauf endlich zu einem echten Hauptdarsteller avancieren, nachdem er in den ersten beiden Verfilmungen nur der blasse Erste unter Dreien war, der von einem Abenteuer ins nächste stolperte. Ron Weasley ist in den Rang eines reinen Zauber-Sidekicks zurückgestuft, den Rupert Grint mit der üblichen Lust am Jammern spielt. Hermine (Emma Watson) hingegen emanzipiert sich endlich von der Streberin zur Kameradin, mit der ein Jung-Zauberer Pferde stehlen kann oder wie in diesem Fall einen Hippogryff namens Buckbeak, dem ein Henker des Zaubereiministeriums zu Leibe rücken will.

Bei Alfonso Cuarón spielen die Potter-Abenteuer nicht in einem viktorianischen Disneyland, sondern in den schottischen Highlands. Vorbei ist es mit den märchenhaften grünen Wiesen und rauschenden Wäldern: Cuaróns Hogwarts hat zum ersten Mal eine wirkliche Umgebung, die die Gothic-Horror-inspirierte Kamera von Michael Seresis mit befremdenden Aussichten und düsteren Perspektiven füllt. Im Gegensatz zu Kinderfilmer Columbus buchstabiert Cuarón den Roman nicht mehr kreuzbrav Kapitel für Kapitel nach, sondern sucht nach filmischen Passformen für die Buchvorlage. So verleiht er den Dementoren die Fähigkeit zum Fliegen und lässt die sicherlich nicht ganz zufällig den Nazgul aus Tolkiens "Herr der Ringe" ähnelnden Dämonen wie keltische Todesboten über der Zauberschule kreisen. Ebenso wenig scheut der Mexikaner ironische Fingerzeige auf andere Filme, wenn er beispielsweise im Gasthaus "Leaky Cauldron" das Faktotum Riff Raff aus der "Rocky Horror Picture Show" aufmarschieren lässt. Alfonso Cuarón zeigt gegenüber Columbus auch deutlich mehr Gespür für das großartige Ensemble britischer Charakterdarsteller, die Daniel Radcliff sekundieren, unter ihnen die wunderbare Emma Thompson als herrlich neurotische Wahrsagerin Sybil Trelawney, "Dracula"-Star Gary Oldman als Sirus Black, Julie Christie als Madame Rosmerta und "Gangster No. eins" David Thewlis als Remus Lupin.

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Diese Kritik ist die Meinung von Johannes Pietsch.

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