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Kino - dafür werden Filme gemacht

Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs

Kritik von Dietmar Kesten

ÜBER DIE VERWANDLUNG VON KLISCHEES

Die global konzentrierte Marketing-Kampagne zum "Herrn der Ringe" kann nur kritisch beleuchtet werden; denn er gehört mit seinen endzeitlichen Schlachten zur kleingeistigsten Filmphilologie, die es in den letzten Jahren gegeben hat. Wer sich vom Schein der Bilder erdrücken lässt, der hat von populären Mythen des Fantasy- und Abenteuerkinos, die ins Kino gesetzt werden, wenig verstanden. Auch davon, welche Funktion Fernsehen und Kino in der Moderne haben. Über den Kunstwert des Filmes kann man streiten. Es soll Leute geben, die aus dem Kino gelaufen sind, weil sie den "Herrn der Ringe" für eine Zumutung gehalten haben.

Mit seinen animierten Computer-Pixelbildern und den verlorenen Figuren, ist er Kitsch in seiner höchsten Vollendung. Die Ring-Sage ist da kein Einzelfall. Wer sich an Harry Potter erinnert, dem fällt auf, dass das Mysterienspiel munter fortgeführt wird. In einer Zeit, in der das Übernatürliche, die Esoterik, die Flucht aus der Realität in Sekten und politischen Sammelbünden mit mehr als fragwürdigen Hintergründen mehr und mehr auf den Vormarsch sind, ist der Zweck dieser und ähnlicher Filme, eine kindliche Vertröstung, eine Verwandlung dieser heilen Welt in Schlachten, Kriege und Verbrechen.

Die Lotterie mit dem Tod ist keine Königshaltung. Da helfen auch keine Oscar-Nominierungen. Der Vernichtungskampf des "Herrn der Ringe" kann kein kindliches Lachen hervorbringen. Höchstens: sich Fürchten. Einen Augenblick habe ich den Film und seine apokalyptischen Bilder als Träumer betrachtet, der mit dem Leben davongekommen ist. In der Zwischenzeit meine ich, dass er die zynische Wiederkehr des hilflosen Hunnenkönig Etzel ist, der von Kriemhild geblendet wurde. Wirrwarr der Gefühle erzeugen Behäbigkeit des Denkens und des Fühlens.

Die Blindheit und Abstumpfung, mit der "Der Herr der Ringe" zu Werke geht, gehört mit in die Kategorie neuer Leitbilder. Jedes Kino benötigt sie. Wenn dann am Ende die Grausamkeit durch die reinen Figuren aufgehoben wird, und der Eindruck entsteht, dass ja alles nicht so schlimm war, dann verwandeln sich Klischees in Klischees. Haben sie das Publikum erreicht, dann entstehen 'Lebensfilme', die das Leben zum Film machen. Da die meisten Erzeugnisse in Unterhaltung verpackt sind, ist auch "America and the Movies" (nur)traditionelle Unterhaltung. Sie bleibt aber eine Flucht vor der Realität.

Wenn der "Herr der Ringe" an den Rand unseres Bewusstseins drängt, dann sollte man sich den Kopf darüber zerbrechen, ob seine zerknirschten Helden, die ich gebe es gerne zu, von aller Welt gefeiert werden, nicht eher der Tyrannei der Unterhaltung entsprechen. Und weil sie mit zur unausweichlichsten Kraft des modernen Staates gehört, gibt sie viele Aspekte der allgemeinen Denkrichtung, die im Fernsehen und im Kino Entsprechung finden, vor. Der "Herr der Ringe" IST keine Ausnahme, sondern leider nur ein weiteres Beispiel dafür, dass die Welt der Postrealität die vernichtenden Auswirkungen der Unterhaltung in dieser Form noch zu spüren bekommen wird.


Diese Kritik ist die Meinung von Dietmar Kesten.

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