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Das Parfum

Kritik von Bernd Cierpiol

Selten gelingt die filmische Adaption eines Buches. Deshalb sollte man gerade diesen Film weitestgehend nicht mit dem Buch vergleichen.

Die geniale Idee des Buches, beschreibt die Obsession von Jean-Baptiste Grenouille, der über den ultimativen Geruchssinn verfügt und den Duft aller Düfte aus dem Geruch von schönen Mädchen extrahieren will. Eigentlich ist es das Buch eines Vergewaltigers und Mörders, nur das statt an Stelle der rein sexuellen Obsession eine olfaktorisches bedingtes Zwangshandeln Einzug hält. Somit wird Verbrechen zur Erotik, ein Mörder zum Opfer seiner Sinnlichkeit.

Zum Film:

Die Story hält sich grob an das Buch. Grenouille wächst Ende des 18. Jh. in Paris unter unwürdigsten Verhältnissen auf und entdeckt seine Gabe Gerüche einzeln wahrzunehmen, wie sonst niemand. Er dient sich dem Parfumeur Baldini an und zieht bald von dannen, um eine erweiterte Kunstform in einem Ort namens Grasse zu erlernen. Inzwischen ist er seiner Obsession völlig gewahr, ganz besonders als er Laura begegnet, die für ihn so duftet, wie kein Mädchen zuvor. Auch sie braucht er als letztes Opfer, bevor er sein alles betörenden Duft zusammenmixen kann.

Fast völlig außer acht gelassen wird im Film ein Hauptteil des Buches, in dem Grenouille, auf Wanderschaft, in einer sterilen Höhle haust, weitab der geruchsverseuchten Zivilisation und in seine deprimierende Gedankenwelt versinkt. Diese Beschreibung gehört zu den eindrucksvollsten Passagen des Buches, weil sie die Psyche Grenouilles näher beleuchtet. Dies wird im Film kaum behandelt, ist aber insofern verständlich, als das diese Umsetzung im Film einen Bruch im Erzählstrang verursacht hätte, ein Risiko, daß den starren Regeln des gemeinen Drehbuchs widerspricht. (ein Regisseur wie Kubrik tat dies ständig)

Den Filmemachern fehlte es hier leider an Traute. Allerdings kommt noch ein weiterer Punkt hinzu, der, um bei der Umsetzung der filmischen Kunst zu bleiben, gravierender erscheinen mag: Der Story fehlt es fast völlig an Nebenhandlungen, kein Wunder, denn auch das Buch ist derart einfach gestrickt, und vielleicht auch deshalb genial. Ein Film wirkt dadurch aber schnell flach und eindimensional, sprich, es dreht sich alles nur um Grenouille, dies wäre üblicherweise ein Kennzeichen von B-Movies. Allein das Verhältnis zwischen Laura und ihrem Vater entspricht ansatzweise einer Nebenhandlung.

Obwohl den Filmemachern dieser Umstand bewußt gewesen sein muß, vertrauten sie diesmal auf die Kraft der Geschichte und der Bilder, und tatsächlich, der Film wird zumindest nicht langweilig, auch wenn die Reihenmorde des Geruchs-Freaks in der Erzählfolge abgehandelt werden wie eine lächerliche Slapstick-Nummer. Schade. Die offensichtlichen wirklich gravierenden Mängel im Drehbuch (drei Autoren) und der fast unmöglichen Umsetzung der Buchvorlage werden aber durch die urgewaltigen Bilderfluten, der sagenhaft gut eingesetzten Musik, durch das üppige und düstere Bühnenbild, das Kostüm und nicht zuletzt durch manch wunderbare schauspielerische Leistung (Dustin Hofmann als Baldini) wettgemacht und emotionalisieren das Publikum so, wie es eigentlich nur das Buch in Worten konnte. So ist der Film dann tatsächlich ein Rausch, eine Flut aus Bild und Ton und das Ende der Geschichte fast schon mythisch.

Fazit:

Absolut sehenswerte, orgiastische Bilderflut, ein Sinnesrausch für Augen und Ohren, aber nichts für strenge Literaten oder andere Puristen.

Regie: Tom Tykwer
Buch: Andrew Birkin, Bernd Eichinger, Tom Tykwer
Darsteller: Ben Wishaw, Dustin Hofmann, Alan Rickman
Länge: 148 Min., FSK: ab 12

Diese Kritik ist die Meinung von Bernd Cierpiol.

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