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Kino - dafür werden Filme gemacht

Thirteen Days

"Residenz" Bückeburg (21.03.2001)

Kritik von Johannes Pietsch

Vor 38 Jahren stand die Welt am Abgrund: Als im Oktober 1962 amerikanische Aufklärungsflugzeuge auf Kuba sowjetische Atomraketenstellungen entdeckten, die jede amerikanische Großstadt innerhalb weniger Minuten hätten vernichten können, rückte der politische Konflikt der Supermächte die Welt für 13 Tage an den Rand des dritten Weltkriegs. Mit "Thirteen Days" dreht Politthriller-Experte Roger Donaldson die Uhr konsequent zurück in die Zeit der Ost-West-Konfrontation und weckt noch einmal die Alpträume vom atomaren Feuersturm.

Mit Regisseur Donaldson und Hauptdarsteller Kevin Costner fand endlich das Dream-Team aus "No Way Out" wieder zusammen. Und auch die Inszenierung zeigt deutliche Parallelen zum Costner-Hit von 1987: Wie damals die Jagd nach einem Mörder im Weißen Haus inszeniert Donaldson die Eskalation um die Raketen auf Kuba, die Ränkespiele um Macht und Einfluss, Intrigen und Verrat zwischen Präsident und Militär als schweißtreibendes Kammerspiel. Der Zuschauer ist nicht nur Zaungast beim hektisch agierenden Krisenstab, sondern rückt schwindelerregend nah an jenen Abgrund heran, über dem die Welt damals schwebte. Zur Perspektivfigur wird Präsidentenberater Ken O'Donnell, dem Kevin Costner gewohnt wortkarge Profi-Kompetenz gibt. Die wahren Stars des Films aber sind Bruce Greenwood und Robert Culp, die als John F. und Robert Kennedy zwar keine täuschend echte Doubles, aber frappierend typgerechte Abbilder ihrer historischen Vorbilder abgeben.

Kevin Costner kehrt mit "Thirteen Days" zur Glorifizierung des Kennedy-Mythos zurück, dem er schon mit "J.F.K." nachhing. Wir gegen sie - nach diesem Prinzip müssen sich die beiden Lichtgestalten John F. und Robert Kennedy gemeinsam mit dem als "unser Mann im weißen Haus" installierten Kevin Costner gegen Falken, Hardliner und Ignoranten in den eigenen Reihen durchsetzen, um die Welt nicht im nuklearen Overkill versinken zu lassen. Die aufkeimende Panik vor dem drohenden Weltuntergang und die lähmende Ungewissheit über die wahre Situation im Kreml in einer Zeit, in der es noch kein rotes Telefon gab, sind den beiden Kennedy-Darstellern in jeder Szene förmlich anzusehen. Kevin Costner stapft dagegen als Sidekick von Präsident und Justizminister ein wenig zu stoisch durchs Oval Office.

Weil die Kuba-Krise glimpflich ausging, ist sie heute nur noch Randnotiz in den Geschichtsbüchern. "Thirteen Days" zeigt in eindrucksvollen 150 Filmminuten, dass es im anderen Fall wohl keine Geschichtsbücher mehr gäbe, sondern nur noch atomare Asche.


Diese Kritik ist die Meinung von Johannes Pietsch.

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